Die Wirtschaft läuft nicht so, wie sich die Herren des großen Kapitals das wünschen. Sie verlieren an Weltmarktanteilen, der Absatz stockt, das stetige Wachstum des Profits ist gefährdet. Die „Wettbewerbsfähigkeit“ Deutschlands müsse wieder hergestellt werden, da sind sich die Kapitalvertreter einig. Das heißt BMW, Siemens, BASF und Co. wollen der Konkurrenz aus anderen Ländern wieder Absatzmärkte abjagen. Bluten sollen dafür die Arbeiter. Und so blasen die Herren Kapitalvertreter zum großen Halali auf die Arbeiterrechte.
So forderte kürzlich Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Münchner Rückversicherung Munich Re auf der Hauptversammlung, die Deutschen müssten endlich wieder mehr arbeiten. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (14./15.August 2024) kleidet der Munich Re Chef seine dreisten Angriffe in Fragen. „Warum wird beispielsweise nicht die gesetzliche Höchstarbeitsdauer von täglich 10 Stunden für nicht Leitende gestrichen? Warum werden nicht einfach ein paar Feiertage gestrichen?“ Und, so fragt der Herr weiter, „warum sollen die Deutschen nicht später in Rente gehen?“ Vor allem alle Regelungen, die es Arbeitern noch möglich machen, etwas früher in Rente zu gehen, findet er völlig überflüssig. Möglichst rund um die Uhr schuften zur Mehrung des Kapitals und das ein Leben lang, so stellt sich Wenning das wohl vor. Doch weil seiner Meinung nach mit Altersteilzeitregelungen für die Personalchefs auch die Möglichkeit wegfällt, sich „elegant und lautlos von weniger gut oder produktiv arbeitenden Mitarbeitern vorzeitig zu trennen“, schiebt er gleich die nächste Frage nach:
„Wozu brauchen wir eigentlich bei nicht vorhandener
Arbeitslosigkeit noch den Kündigungsschutz von vor 50 Jahren?“
Geht es nach dem Chef von Munich Re sollen die Kapitalisten also alle auf die Straße werfen können, die nach vielen Jahrzehnten Lohnarbeit mit über 10-Stunden-Tagen nicht mehr ganz so produktiv sind. Oder aber auch diejenigen, die sich nicht alles gefallen lassen.
Wenning ist nicht Chef irgendeiner Klitsche, sondern eines der größten Versicherungskonzerne weltweit. In dessen Aufsichtsrat sitzen z.B. auch der Vorstandsvorsitzende von Siemens, ein Vorstandsmitglied von Daimler, eines von E.ON, der Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank. Man sollte es also ernst nehmen, wenn dieser Herr die über viele Jahrzehnte des Kampfes errungenen Arbeiterrechte schleifen will. Es ist eine Kampfansage an die Gewerkschaften, an jeden Arbeiter. Rüsten wir uns für den Widerstand. Dazu ist es nützlich, ein paar Gegenfragen zu stellen: Wer produziert denn alle notwendigen Dinge, von Lebensmitteln über Häuser bis Maschinen? Wozu brauchen wir dann eigentlich diese überflüssige Kapitalistenklasse?
gr
Artikel aus „Auf Draht“ vom 17.9.2024, einer Zeitung, die vor Betrieben verteilt wird. Herausgegeben von DKP München und Gruppe KAZ München.