KAZ
Lade Inhalt

Für Dialektik in Organisationsfragen

Dokumentation

Die Lehren sind noch zu ziehen

Vor 40 Jahren: Ausstrahlung der Fernsehserie „Holocaust“

„Ein Volk, das diese wirtschaftlichen Leistungen erbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen.“ So tönte F.J.Strauß (CSU) 1969. Zehn Jahre später stand er an der Spitze des Kampfes gegen die Ausstrahlung der US-amerikanischen Spielfilmserie „Holocaust“ in der ARD. Als „Kompromiss“ wurde damals festgelegt, dass die vierteilige Serie zeitgleich in allen dritten Programmen gesendet wird. Sie sollte damit wenigstens den Stempel einer belehrenden, anstrengenden, elitären Sendereihe bekommen, zu der nach der damals meistgesehenen Nachrichtensendung Tagesschau nur wenige Zuschauer umschalten würden. Die Rechnung ging nicht auf. „Holocaust“ wühlte die Menschen auf, führte in Betrieben, Unis, Schulen, überall zu heftigen Diskussionen – sehr oft mit der Frage verbunden: Können sich diese Verbrechen wiederholen? Talkrunden mit „Experten“ wurden zur Beruhigung der Lage ausgestrahlt, bei „Open-End-Diskussionen“ wurden telefonische Zuschauer-Fragen gesendet und von diesen „Experten“ beantwortet. 23.000 Menschen riefen an (eine in einer internet- und flatratelosen Zeit sehr hohe Zahl), bei der handverlesenen Auswahl blieben viele antifaschistische Anrufer auf der Strecke.

In welche Situation schlug diese Spielfilm-Serie wie eine Bombe ein, die in Westdeutschland sogar den Begriff „Holocaust“ für die Vernichtung der Juden in Europa prägte? Die Nibelungentreue zu den USA hatte der deutsche Imperialismus zu diesem Zeitpunkt schon genügend genutzt, um nach der Niederschlagung des Hitlerfaschismus wieder zu Kräften zu kommen. Das transatlantische Bündnis bekam zusehends Risse, der große Bruder wurde mehr und mehr zum Konkurrenten. Politisch ging es darum, einen Schlussstrich unter die Nazivergangenheit zu ziehen, endlich wieder „normal“ zu sein. Dazu gehörte auch der Abschluss der seit 1960 sich hinziehenden Debatte über die Verjährung von Naziverbrechen. Kurz nach der Ausstrahlung von „Holocaust“ wurde vom Bundestag beschlossen, der UNO-Konvention über die Nichtverjährbarkeit von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht beizutreten (der die DDR übrigens längst beigetreten war). Stattdessen wurde festgelegt, dass ganz allgemein Mord nicht mehr verjährt. Das bedeutet nicht nur eine ungeheuerliche Verharmlosung der Naziverbrechen. Der Abgeordnete Blumenfeld (CDU) erklärte in der Bundestagsdebatte sogar, dass diese Nichtverjährung für Mord auch auf die DDR angewendet werden kann ... Da hat er schon ausgeplaudert, was vom deutschen Imperialismus längst ins Visier genommen war.

Das hier dokumentierte Flugblatt zu der Serie „Holocaust“ wurde vom Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD herausgegebene, der Organisation, in der wir damals noch gemeinsam waren und gemeinsam die KAZ herausgegeben haben.

Spenden unterstützen die Herausgabe der Kommunistischen Arbeiterzeitung
Email Facebook Telegram Twitter Whatsapp Line LinkedIn Odnoklassniki Pinterest Reddit Skype SMS VKontakte Weibo