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Gedicht

Arbeitslose erster Klasse

Die haben keine Arbeit, die haben bloß Geld.

Die einzige Arbeit, die ihnen gefällt,

Ist, Scheckbücher vollzuschreiben

Und irgend was zu vertreiben.

Denn um das Wort „Vertreiben“ herum

Erschöpft sich ihr ganzes Schaffen.

Sie vertreiben Wolle, Petroleum,

Textilien, Gummi und Waffen.

Sie vertreiben sich täglich bis nachts um drei

Ihre Sorgen, die sie nicht haben.

Amüsierbetrieb und Fresserei

Sind ihre Lebensaufgaben.

Doch ihre Arbeitslosigkeit

Macht noch besondere Beschwerden:

Sie haben nämlich allzviel Zeit.

Auch die muss vertrieben werden.

Und die vertreiben sie Tag und Nacht.

Da gibt es gutriechende Weiber,

Kasino, Spielklub und Segeljacht

Und andere Zeitvertreiber.

Wer gab ihnen so viel Zeit und Geld,

Sich lebenslang zu erholen?

Die haben sie ja in aller Welt

Den Proletariern gestohlen!

Drum Arbeiter, haltet euch bereit!

Das darf nicht mehr lange so bleiben!

Dann werdet ihr ihnen nicht mehr die Zeit,

Ihr werdet sie selber vertreiben!

Erich Weinert, 1930

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