KAZ
Lade Inhalt

Gedenken an Lenins 100. Todestag, 21. Januar 1924

Aus der Rede Klara Zetkins

Zu Ehren Lenins am 26. Januar 1924 in der Großen Oper zu Moskau

Abgedruckt in „Sichel und Hammer“, Illustrierte Internationale Arbeiter-Zeitung, Lenin-Nummer, III. Jahrg./4

Genossen und Genossinnen,

Im Namen der deutschen Genossen habe ich Euch zu sagen: Euer unersetzlicher Verlust ist unser unersetzlicher Verlust; Euer unermeßlicher Schmerz ist unser unermeßlicher Schmerz; Euer heiliges Gelöbnis ist unser Eidschwur, in seinem Geiste zu arbeiten und zu kämpfen, das große Werk zu hüten und fortzusetzen, an das er sein Herzblut gegeben hat. Wir deutschen Kommunisten, und über die Reihen unserer Partei hinaus alle Proletarier Deutschlands, die einen Funken Haß gegen den Kapitalismus bewahrt haben, sind eins in ihrer tiefen Trauer mit Euch allen in diesem Saale, mit den Zehntausenden und Aberzehntausenden in den Fabriken und Straßen Moskaus, mit den ungezählten Millionen Arbeitern und Bauern in Sowjetrußland, in dem Bunde der Sozialistischen Sowjetrepubliken, mit den ungezählten Millionen von Unterdrückten und Ausgebeuteten in der ganzen Welt: die Proletarier in den modernen kapitalistischen Betrieben Europas und Amerikas, die Fellachen in Ägypten, die Völkerschaften des Nahen und Fernen Ostens.

Lenin war nicht bloß marxistischen Geistes voll, er war der Verwirklicher, der Fortsetzer von Marxens Werk. Was unser Altmeister in seinem „Bürgerkrieg in Frankreich» nur angedeutet hatte, entwickelte und begründete Lenin mit unbeirrbarer Konsequenz und durchsichtiger Klarheit als geschlossene Theorie. Er gab die lichtvolle Erkenntnis, daß das Proletariat den bürgerlichen Staatsapparat zerschlagen, zertrümmern und seine eigenen Machtorgane schaffen müsse, um die politische Herrschaft fest in seiner Faust zu halten, als Mittel, den Kapitalismus niederzuzwingen. Er vervollständigte diese Erkenntnis durch die geniale Feststellung, man kann sagen: Entdeckung, daß die Räte zuerst die Kampforgane, dann die Machtorgane der Arbeiter, der schaffenden Massen seien, die die Herrschaft der Bourgeoisie stürzen und die des Proletariats aufrichten.

Lenins tiefe, klare, grundsätzliche Überzeugung, sein reiches historisches und soziales Wissen, seine große revolutionäre Erfahrung, seine Gabe, rasch Zusammenhänge zu erkennen und Wesensfremdes zu scheiden, sein scharfer Sinn für das international Gemeinsame und das national Besondere haben Wertvollstes dazu beigetragen, daß die Kommunistische Partei Deutschlands wuchs und ward. In allen Nöten der inneren und äußeren Entwicklung, in allen Schwierigkeiten und Gefahren der Kämpfe mit Kapitalismus und Reformismus war er ihr treuester Berater, ihr vorurteilslosester, objektiver Schiedsrichter, ihr zuverlässigster Bundesgenosse und Führer.

Die Kommunisten Deutschlands neigen sich vor Lenin als vor einem Meister im Reiche der Gedanken, der revolutionären Theorie, wo im Glanz des Ideals so leicht die Grenzen sich verwischen, der Blick ins Wesenslose schweift und die wohlgegründete Erde unter den unsicheren Sohlen schwindet. Sie neigt sich vor ihm als vor einem Meister der revolutionären Tat auf dem harten Boden des geschichtlich Gegebenen, wo die Fülle der widerspruchsvollen Erscheinungen so leicht den Blick verwirrt und über dem Nebensächlichen, kleinen, das hehre Ideal vergessen, den Fuß straucheln macht. Aus tiefem, weitfassendem Studium erwuchs Lenin die unerschütterliche Glaubenskraft an die Befreiung des Proletariats, als das Werk des Proletariats selbst durch die Revolution. Mit stärkstem Wirklichkeitssinn und durchdringendem Scharfblick erfaßte er die gegebenen Umstände, unter denen dieses Werk vor sich geht. So verband er organisch das Ideal und die Wirklichkeiten, war zielsicher und wegkundig wie keiner. Ein Riese, ragt er über die Knirpse jener bürgerlichen wie reformistischen Realpolitiker empor, für die der kleine Tageserfolg der angebetete Götze ist, und der Verrat von Grundsätzen der Anfang, das A und O aller Politik. Lenin hat in vorbildlicher Weise gezeigt, wie man Politik macht, ohne·aufzuhören Kommunist zu sein, wie man sich dadurch täglich mit den Massen verbindet und mehr macht als Politik, nämlich Geschichte. Lenin war der größte, der genialste revolutionäre Realpolitiker aller Zeiten und aller Länder. Er konnte nur der große Revolutionär und Führer sein, weil er ein hochstehender großer Mensch war, von grundgütigem, reinem Herzen. Lenin hat die Feuerprobe der härtesten Verfolgungen bestanden. Er hat sich in der bei weitem schwereren Feuerprobe des Erfolges, des überwältigenden Erfolges bewährt.

Lenin blieb stets und unter allen Umständen derr Gleiche. Groß in seiner Überzeugung von den Bedingungen und dem Sieg der Revolution in der ehernen Konsequenz seines Denkens und Handelns; in seiner grenzenlosen Hingabe an die Sache des Proletariats, der Ausgebeuteten und Unterdrückten. Groß in der Schlichtheit, der Echtheit seines Wesens, der Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit seiner Lebensgestaltung. Groß in der Liebe für alle Kleinen, in seinem tiefen, hilfsbereiten Mitgefühl für jedes fremde Leid, in seinem innigen Verbundensein mit der Natur.dem Weltganzen. Lenins edle Menschlichkeit war die letzte starke Wurzel seiner bewunderungswürdigen, unvergleichlichen revolutionären Kraft. So ist er für uns deutsche Kommunisten der geniale große Führer und der vorbildliche große Mensch.

Lenin ist tot, aber er bleibt für uns lebendig in seinem unsterblichen Lebenswerk. Wirklichkeit wird werden, was Lenin mit genialem, prophetischem Blick vorausgeschaut und woran er seinen titanenhaften Willen bis zum letzten bewußten Hauch gesetzt hat. Diese Wirklichkeit wird das einzige Denkmal sein, das des Großen und Guten würdig ist. Wir werden für diese Wirklichkeit kämpfen. Mit diesem Gelöbnis senken wir heute die Fahne vor Lenins Bahre. So ehren wir den Unsterblichen.

Lenin lesen!

Aber womit anfangen?

In 40 Bänden, 2 Ergänzungsbänden und 2 Registerbänden sind die Werke Lenins dokumentiert. Hier ein paar Vorschläge, mit welchen Schriften man nach unserer Erfahrung beginnen sollte.

1. Staat und Revolution. Die Lehre vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution (1917, Lenin Werke Bd. 25)

2. Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Gemeinverständlicher Abriss (1916, Lenin Werke Bd. 22)

3. Sozialismus und Krieg. Die Stellung der SDAPR zum Krieg (1915, Lenin Werke Bd. 21)

4. Der „linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus (1920, Lenin Werke Bd. 31)

5. Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung (1902, Lenin Werke Bd. 5)

Alle diese Schriften sind im Buchhandel erhältlich und im Internet zu finden.

Schwieriger ist es mit Sammelbänden – ausgewählten oder gesammelten Werken von Lenin. Hier muss man auch in Antiquariaten nachsehen.

Im Internet kann man sich die gesammelten Werke herunterladen unter folgender Adresse:

archive.org/details/leninwerke_201705/Lenin%20Werke/ErgBand1

Spenden unterstützen die Herausgabe der Kommunistischen Arbeiterzeitung
Email Facebook Telegram Twitter Whatsapp Line LinkedIn Odnoklassniki Pinterest Reddit Skype SMS VKontakte Weibo