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Rezension

Sieg in Saigon – Erinnerungen an Vietnam

2005 ist ein Jahr zahlreicher Jahrestage in der revolutionären Geschichte des vietnamesischen Volkes. Vor 75 Jahren wurden die ersten Sowjets und die KP Vietnams gegründet. 60 Jahre liegt die Gründung der Demokratischen Republik Vietnam und der Volksarmee zurück. Am 1. Mai 1975 konnte das vietnamesische Volk und mit ihm die progressiven Kräfte in der Welt die Befreiung Saigons von zwanzigjähriger blutiger Unterdrückung durch den Aggressor USA feiern.

Anlass für Irene und Gerhard Feldbauer, in ihren „Erinnerungen an Vietnam“ schockierende Erlebnisse während des Bombenterrors, Begegnungen mit Opfern und Tätern, aber auch Persönlichkeiten der weltweiten Solidarität, mit Ho Chi Minh, Soldaten und Offizieren der Befreiungsarmee, bewaffneten Arbeitern und Bauern aufleben zu lassen. Von 1967 bis 1970 berichteten sie als Korrespondenten für ADN und ND aus der Demokratischen Republik Vietnam, wurden sie Zeitzeugen einer der bedeutendsten Phasen des Befreiungskampfes.

„Sieg in Saigon“ geht weit über persönliche Erinnerungen hinaus. Beweiskräftig wird das völkerrechtswidrige Handeln der USA, der tausendfache Bruch internationaler Abkommen, der Einsatz von Giftgas, Napalm, Todesschwadronen, Folterzentren und Massenmord dokumentiert.

Damals Vietnam – heute Irak. Die Szenarien des Überfalls und der Unterdrückung gleichen sich: My Lai und Faludscha, Con Son und Abu Ghraib.

Ein Rückblick in die Geschichte Vietnams und seines mehr als hundertjährigen Befreiungskampfes gegen koloniale Unterdrückung veranschaulicht auch die Unterschiede zur Situation des Widerstands im heutigen Irak. Der vietnamesische Befreiungskampf basierte auf der Einheit des Volkes, verfügte über eine tief in ihm verwurzelte starke KP und kampferprobte Volksarmee. Es existierte ein starkes sozialistisches Lager, eine weltweit zunehmende Solidaritäts- und Friedensbewegung, die an den Grundfesten der USA und westlicher Staaten rüttelte. Die Autoren widmen mehrere Kapitel der aktiven Solidarität, der militärischen Ausrüstung und Strategie der Volksarmee und FNL, der Bedeutung vietnamesischer Kundschafter, dem Widerstand in den USA und unter den GI’s.

Mit harten Fakten, akribisch zusammengestellten militärhistorischen Daten und Zitaten der bürgerlichen Presse werden Demagogie und Verlogenheit der bis heute vorherrschenden westlichen Berichterstattung bloßgelegt.

Interessant auch, welche Positionen die BRD und DDR zum Krieg in Vietnam einnahmen. Während ein Antifaschist, ehemaliger KZ-Häftling, als DDR-Botschafter in Hanoi weilt, die Solidaritätsbewegung der DDR Schulen, Krankenhäuser, zivile Betriebe ausstattet, wird die BRD in Saigon durch einen der Gefolgsleute Hitlers vertreten. Von der Hitlerbesessenheit des Diktators Ky über die Beteiligung an Produktion und Lieferung von Giftgasen, inklusive Menschenversuchen vor Ort durch die IG-Farben-Nachfolger bis zu direkten Kampfeinsätzen deutscher Piloten reicht die hier dargestellte Palette.

Ein wichtiges und notwendiges Buch von höchster Aktualität, bereichert durch ein breites Angebot weiterführender Literatur, eine Chronologie wichtiger Ereignisse und ein Personenregister.

Irene und Gerhard Feldbauer: Sieg in Saigon. Pahl-Rugenstein-Verlag. 2005
ISBN: 3-89144-366-8; 19,90 Euro

Sonja Ryll

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