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Am Sonntag Abend im Fernsehen – Krimi von der Wirklichkeit übertroffen

Am Sonntag Abend im Fernsehen: „Der Adler – Codename Tantalus“ mit dem dänisch-isländischen Kommissar Hallgrim Hallgrimson. Die Beteiligten in diesem Krimi : Ein dänischer Rohstoffhändler, der mit einem norwegischen Ex-General und einem kongolesischen Söldneranführer für französische Unternehmen einen Riesendeal um Waffen und Rohstoffe dreht. Dabei auch die dänische „Anti-Terror-Einheit“, die das Projekt wohlwollend „begleitet“. Der in Rede stehende Rohstoff ist: Tantal. Die richtige Einstimmung also für einen gelungenen Wochenanfang.

Was der Film nur andeutungsweise zeigt: Wofür Tantal benötigt wird. Das extrem hitze- und säureresistente und einfach zu verarbeitende Edelmetall wird für die Produktion von Handys, Flugzeugmotoren, Airbags, Nachtsichtgeräten und hochmodernen Kondensatoren verwendet. Die wichtigsten Reserven liegen in Australien, Brasilien und Zentralafrika – in keinem Land der Welt aber spielt Tantal eine so große ökonomische Rolle wie in der Demokratischen Republik Kongo. (vgl. www.cbgnetwork.org/859.html). Es wird aus Coltan, die Abkürzung von Colombo-Tantalit, gewonnen. Als Coltan vor einigen Jahren im Verlauf des Handy-Booms knapp wurde, schoss der Preis in die Höhe. An der Londoner Metallbörse stieg der Tantalpreis zwischen Februar 2000 und Januar 2001 von 75 auf knapp 400 Dollar pro Kilo. Coltan gilt als einer der Schlüsselfaktoren im Kampf der imperialistischen Mächte, um die Vorherrschaft in der DVR Kongo und in der Auseinandersetzung um die Regierung Kabila. Nach Angaben der UNO hat der Bürgerkrieg im Kongo seit 1998 2-3 Millionen Opfer gefordert, zum größten Teil durch Vertreibungen, Hunger und Krankheiten.

Was der Film gar nicht zeigt, ist die Beteiligung des deutschen Monopolkapitals, hier die Beteiligung der Firma H. C. Starck, eine hundertprozentige Tochter des Leverkusener Bayer-Konzerns. Nach Recherchen der Washington Post wurde bis ins vergangene Jahr etwa die Hälfte des kongolesischen Tantalits von Starck weiter verarbeitet. Die Firma gehört weltweit zu den wichtigsten Käufern seltener Metalle und ist Weltmarktführer bei der Tantal-Verarbeitung. Zu den wichtigsten Kunden von Starck gehört die Siemens-Tochter Epcos, die auf die Produktion von Chips spezialisiert ist.
Hauptsächlich durch den Tantal-Boom stieg der Umsatz der Firma im Jahr 2000 allein um über 50%. Wie tief H.C. Starck in den Bürgerkrieg im Kongo verstrickt ist, wurde durch die Recherchen des Journalisten Klaus Werner, Autor des „Schwarzbuch Markenfirmen“, bekannt. Er schlüpfte in die Haut eines Tantalit-Händlers aus dem Kongo, legte sich die Internet-Identität „Robert Mbaye Leman, Wohnort: Arusha, Tansania, Beruf: Rohstoffhändler” zu und mailte H. C. Starck ein Angebot. Die Antwort kam postwendend: „Wir sind generell interessiert am Kauf allen Tantalit-Rohmaterials. Lassen sie uns bitte eine Analyse, eine Probe und ihre Preis-Vorstellung zukommen. Nachdem wir diese Informationen bekommen haben, werden sie schnell unsere Antwort erhalten.” Um der möglichen Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit zu entgehen, trat H. C. Starck/Thailand als Kauf-Interessent auf - wozu ist man schließlich ein Welt-Konzern!

Nachdem das Treiben von H.C. Starck/Bayer sogar durch die UNO namhaft gemacht wurde, kam die Firma mit der Stellungnahme: „Seit August 2001 kauft H.C. Starck kein Material aus Zentralafrika mehr.“ Das Unternehmen behauptet, in der Vergangenheit keine Abgaben an Rebellengruppen geleistet zu haben. Wenige Monate später entpuppte sich jedoch diese Aussage als Lüge: in einem weiteren Untersuchungsbericht wies die UNO nach, dass H.C. STARCK von der in Bukavu/Kongo ansässigen Firma EAGLE WING weiterhin Coltan bezieht. Zudem bezog die thailändische Niederlassung von STARCK falsch deklariertes Coltan, das ebenfalls aus dem Kongo stammte - nach Angaben der UNO war STARCK die Herkunft des Materials bekannt. Auch die Aussage der Firma, in der Vergangenheit lediglich mit Partnern kooperiert zu haben, die „keine Abgaben an Rebellenorganisationen leisten oder geleistet haben oder in anderer Form mit diesen kooperieren“ wird als unwahr bezeichnet. Nach Meinung der UNO verstoße die Firma somit gegen die Richtlinien der OECD für multinationale Konzerne.

Eine weitere Spur führt nach Angaben der UNO aus dem Kongo nach Kasachstan: Große Teile des in Zentralafrika geschürften Coltans werden an die Atomfabrik Ulba Metallurgical Plant geliefert. H.C. STARCK hat in der Vergangenheit bei der Entsorgung von Giftstoffen eng mit der kasachischen Atomindustrie kooperiert, ob STARCK auch über den Umweg Kasachstan Coltan bezieht, wollte die Firma auf Anfrage erwartungsgemäß nicht beantworten

Eine andere Entwicklung indes ist absehbar: der Handel mit dem Element Niob wird an Bedeutung gewinnen. In einer Verlautbarung der Siemens-Tochter Epcos heißt es: „Mit Niob-Kondensatoren werden Werte erreichbar sein, die höchstkapazitative Tantal-Kondensatoren um den Faktor 2 bis 3 übertreffen“. Den Kongo braucht das nicht zu stören. Denn Niobium, auch Colombium genannt, ist der andere Bestandteil von Coltan.

Corell –
Fraktion Ausrichtung Kommunismus

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