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Buchbesprechung

Die ungeschminkten Interessen der deutschen herrschenden Klasse

Das Buch „Von Krieg zu Krieg“ ist ein Werk des freien Journalisten, Dokumentarfilmers, Regisseurs und Preisträgers der Deutschen Akademie der darstellenden Künste Hans-Rüdiger Minow.

Inhaltlich befasst sich das Buch mit der deutschen Außenpolitik und seinen verdeckt finanzierten bzw. verdeckt gelenkten Organisationen:

Die Methode der Organisationen

Das Prinzip, das von ihnen angewandt wird, ist kein neues in der deutschen Geschichte, sondern es verfährt, wie schon 1938 in der sudetendeutschen Krise, nach ethnischen Standpunkten, will heißen, nach der Fiktion der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Blutgruppe.

Diese Gruppen bemühen sich um eine Art Minderheitenschutz. Dieser soll bestimmten echten und fiktiven Volksgruppen Sonderrechte geben, die Europa ethnisch und sogar geographisch parzellieren sollen. Das fordern sie von den betroffenen Nationalstaaten, da den „Völkern“ bestimmte „Regionen“ zugesprochen werden sollen.

Eben diese Forderung nach dem „Europa der Regionen“ ist der Knackpunkt, mit welchem sich die BRD nicht nur die Herrschaft über den alten Kontinent, sondern auch über die Dritte Welt erhofft, will heißen: Deutschland hat nicht nur Appetit auf die alten Ostgebiete und Elsaß-Lothringen, sondern stützt seine Expansionsbestrebungen auch auf andere deutsche und natürlich andere sogenannte Volksgruppen, für die der Volksgruppenschutz eingefordert wird.

Die „privaten“ Organisationen

Eine Vielzahl von Vereinen, die scheinbar unabhängig arbeiten, treten bei genauer Analyse als ein Geflecht auf, welches einheitlich die oben erwähnten Ziele und Methoden verfolgt.

Dabei scheint der Ursprung aus alten Nazi-Strukturen weniger störend als eher zum Wesen der Sache gehörend zu sein, ja an einigen Stellen bekennt man sich offen zu seiner politischen Herkunft.

An einigen genau analysierten Beispielen wird von Minow ein ganzer, funktionierender Apparat dargestellt:

Er wird vom Staatshaushalt finanziert, so dass von 1995 bis 1997 rund 400 Mio. DM geflossen sind z.B. zur „Unterstützung ... deutscher Minderheiten in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa“ als auch zur Schaffung von „Lebensgrundlagen für deutsche Minderheiten“, bis hin zum „Aufbau von Verwaltungseinheiten(!) in Regionen mit deutscher Bevölkerung“. Nicht nur zur „Festigung sonstiger deutsch besiedelter Regionen“, sondern auch für die Festigung „künftig (!) von Deutschen zu besiedelnder Regionen“ will das Bundesministerium des Innern jedwede solche Aktionen weltweit unterstützen.

Von dieser generösen Finanzierung labt sich der BdN (Bund deutscher Nordschleswiger) und damit auch verdeckt andere Gruppen, darunter die angeblich internationale FUEV (Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen), die 1989 in Strasbourg fälschlicherweise als „regierungsunabhängige Organisation“ eingestuft wurde und sogar beratenden Status beim Europarat erlang. Neben dieser Organisation wird auch der VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland) erwähnt, der gleich an Ort und Stelle in den betreffenden „Regionen“ parzellieren darf.

Die Vielzahl der verschiedenen Organe ermöglicht es, den Kapitalzufluss durch Geldtransfers undurchschaubar zu machen, um somit die Öffentlichkeit und oppositionelle Lager über die Gefahr, die heraufzieht, zu täuschen. Dass dabei die Funktionäre dieser Vereine etc. gleich mehrere Funktionen in den verschiedenen Organen haben, erleichtert die Koordination der Geldmittel, auch wenn diese offiziell nur für bestimmte Organisationen gezahlt werden.

Ein weiterer Pfeiler der Finanzierung und dieses Konstrukts ist die sogenannte Hermann-Niermann-Stiftung, die dem Ganzen einen zusätzlichen gutbürgerlichen, seriösen Anstrich gibt.

Abschließend ist zu bemerken, dass mit dieser detaillierten und hier nur grob dargestellten Dokumentation Minows einem jeden die Möglichkeit gegeben wird, die scheinbar harmlosen alltäglichen politischen Entscheidungen in ihrer tatsächlichen Bedeutung zu erfassen, sofern man bedenkt, dass die beschriebenen Organisationen die ungeschminkten Interessen der deutschen herrschenden Klasse ausdrücken.

All dies stellt ein riesiges Kriegspotential dar, denn nicht jede Nation lässt sich von der deutschen Außenpolitik in die gewünschte Form biegen und herumschubsen.

So kann eine Aussage von Ex-Kanzler Kohl aus dem Jahre 1996 als Bestätigung dieser aggressiven Politik genommen werden, die da lautet: „Die europäische Einigung [ist] eine Frage von Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert.“ Wie das in der Realität ausschaut, konnte jeder letztes Jahr bei der Bombardierung Jugoslawiens sehen; diese wurde von deutscher Seite als „Europäischer Einigungskrieg“ bezeichnet.

Kassandra

Walter von Goldendach, Hans-Rüdiger Minow: Von Krieg zu Krieg – Die deutsche Außenpolitik und die ethnische Parzellierung Europas, Verlag 8. Mai, 224 Seiten, 20 Abbildungen, DM 24,80, ISBN 3-931745-03-1

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