KAZ
Lade Inhalt

Vor 80 Jahren, am 22. Juni 1941 überfielen die deutschen Faschisten die Sowjetunion

Der erste sozialistische Staat, die Hoffnung der Arbeiter aller Länder, sollte in einem Blitzkrieg vernichtet werden. Es handelte sich zunächst um einen Krieg um die Neuaufteilung der Welt unter den imperialistischen Staaten. Die Westmächte hatten bis 1939 dem Treiben des deutschen Imperialismus widerstandslos zugesehen und versuchten, die Expansionsgelüste gegen die Sowjetunion zu lenken.

Die KPdSU, unter der Führung von J.W. Stalin, organisierte und mobilisierte den Widerstand gegen die Hitlerfaschisten. 28 Millionen Sowjetbürger ließen im Kampf gegen die faschistischen Angreifer ihr Leben.

Die Rote Armee trug die militärische Hauptlast dieses Krieges. Der weltgeschichtliche Sieg der Sowjetunion und der Völker der Antihitlerkoalition befreite 1945 Europa von der faschistischen Barbarei.

Die beiden Erklärungen, die wir hier veröffentlichen, sind von der FIR (Fédération Internationale des Résistants, die internationale Dachorganisation von Verbänden antifaschistischer Widerstandskämpfer) herausgegeben worden (Überschriften von uns bearbeitet).

Vor 80 Jahren: Vernichtungskrieg gegen den „jüdischen Bolschewismus“

Bei der geplanten Welteroberung des deutschen Faschismus nahm der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 einen besonderen Platz ein. Es ging um die Rohstoffreserven der UdSSR, um die Weizenfelder und Agrarprodukte der ukrainischen Schwarzerde-Region, um die Öl- und Gasvorkommen im Kaukasus, um Eisenerz und die industriellen Kapazitäten im Westen der Sowjetunion. Im Plan „Fall Barbarossa“ waren diese Ressource bereits eingeplant, um den Krieg gegen die UdSSR überhaupt führen zu können. Das nach Osten vorrückende Millionenheer sollte sich aus den Vorräten der örtlichen Bevölkerung versorgen und damit den dort lebenden Menschen, die als „slawische Untermenschen“ betrachtet wurden, die Lebensgrundlage nehmen. Zudem war es ein ideologisch motivierter Vernichtungskrieg gegen den „jüdisch-bolschewistischen“ Feind. In den „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Russland“ heißt es: „Dieser Kampf verlangt rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und restlose Beseitigung jeden aktiven und passiven Widerstandes ... Gegenüber allen Angehörigen der Roten Armee – auch den Gefangenen – ist äußerste Zurückhaltung und schärfste Achtsamkeit geboten, da mit heimtückischer Kampfweise zu rechnen ist. Besonders die asiatischen Soldaten der Roten Armee sind undurchsichtig, unberechenbar, hinterhältig und gefühllos.“ Solche rassistischen Anweisungen kamen nicht aus dem Goebbels-Propagandaministerium, sondern von der deutschen Wehrmachtsführung. Verbrecherisch war auch der von General Wilhelm Keitel unterzeichnete „Kommissar-Befehl“. In der Roten Armee gab es eine Gruppe von Polit-Offizieren, so genannten „politischen Kommissare“, die laut Anweisung der Wehrmachtsführung nicht als Kriegsgefangene zu behandeln seien. Sie seien bereits an der Front zu töten. Wurden sie erst später entdeckt, verbrachte man sie zur Liquidierung in die Konzentrationslager. Allein im KZ Buchenwald ermordete die SS in der Exekutionsanlage im „Pferdestall“ über 8.000 sowjetischen Häftlingen auf der Grundlage des „Kommissar-Befehls“. Die deutsche Wehrmacht stützte sich bei ihrem Überfall auf die Sowjetunion auf ihre Verbündeten. Militärische Einheiten aus Ungarn, Rumänien, Italien, Bulgarien, selbst aus dem faschistischen Spanien („Blaue Division“) waren an dem Überfall beteiligt. Legitimiert wurde dies mit dem Kampf gegen den Bolschewismus, der als gemeinsamer Feind der Achsenmächte ausgemacht wurde. Natürlich ging es auch um die Beute, von der alle beteiligten Staaten nach dem „Endsieg“ ein Stück erhofften, wie beispielsweise Rumänien, das die moldawische Sowjetrepublik in ihr „Großrumänien“ eingliedern wollte. Gleichzeitig setzte der deutsche Faschismus in seinem Kampf gegen die Sowjetunion auch auf nationalistische Kollaborateure aus diesem Vielvölkerstaat, baltische Nationalisten, ukrainische Bandera-Einheiten und Milizen aus dem Kaukasus, die nicht nur hofften, einen eigenen Teil vom „Kuchen“ zu erhalten, sondern sich auch als Freiwillige der SS-Einheiten in den antibolschewistischen Kampf einbinden ließen. Die Erinnerung an den 22. Juni 1941 ist für die FIR aber auch verbunden mit dem ehrenden Gedenken derjenigen, die sich mit großem Mut dem Überfall entgegengestellt haben. Wir erinnern besonders an die Soldaten der Festung Brest, die eine ganze Woche den militärischen Vormarsch einer gesamten deutschen Division erfolgreich blockieren konnten und noch weitere Wochen im Umfeld der Festung die deutsche militärische Infrastruktur sabotierten. Dieser Ort erhielt 1965 zurecht den Ehrentitel „Heldenfestung“. Das war der Beginn des „großen vaterländischen Krieges“. Anlässlich des 80. Jahrestages bleibt es aktuelle geschichtspolitische Aufgabe, die Erinnerung an den Vernichtungskrieg und alle seine Opfer lebendig zu halten, aber auch an die große Leistung der Roten Armee, die die militärische Hauptlast für die Befreiung des europäischen Kontinents von der faschistischen Barbarei getragen hat.


Gegen das Vergessen, gegen Geschichtsfälschung!

FIR gedenkt der Opfer des faschistischen Vernichtungskrieges

Die gezielte Vernichtung jüdischer Menschen, von Sinti und Roma sowie slawischer „Untermenschen“ in den okkupierten Gebieten ist eines der grausamsten Kapitel des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion. Schon die ersten Wochen des Krieges waren begleitet von zahlreichen Massenmorden, die teilweise gemeinsam mit örtlichen Kollaborateuren durchgeführt wurden. In Lettland, im Wald von Rumbula, einem Stadtteil von Riga ermordeten lettische Hilfspolizei sowie deutsche Polizei und SS-Einheiten bis Ende 1941 über 27.000 jüdische Menschen, darunter auch über 1.000 aus Berlin deportierte deutsche Juden. Im ukrainischen Lviv (Lemberg) verübten Wehrmacht und Bandera-Kollaborateure schon Ende Juni 1941 erste Massenmorde. Nachdem ukrainische Nationalisten mit einem Aufstand am 25. und 26. Juni 1941 die Verteidigung der Stadt durch sowjetische Truppen massiv behindert hatten, kam es vom 30. Juni bis 2. Juni 1941, als die deutschen Einheiten die Stadt erreichten, dort zu massiven Verbrechen gegen polnische und jüdische Einwohner. Dabei tat sich vor allem die ukrainische Miliz OUN hervor. Sie verhaftete Juden und trieb sie zu den Gefängnissen. Angespornt durch deutsche Offiziere prügelten ukrainische Zivilisten und Bewaffnete auf Juden ein. Ukrainische Studenten fertigten eine Liste von Professoren polnischer Abstammung an. In der Nacht vom 3. zum 4. Juli wurden diese zum Teil mit ihren Familienangehörigen verhaftet. 21 Professoren wurden zusammen mit 13 Angehörigen noch in der gleichen Nacht erschossen. Beteiligt an allen diesen Verbrechen waren auf deutscher Seite die Wehrmacht und Einsatzgruppen sowie das Bataillon Nachtigall, ein militärischer Verband national-ukrainischer Freiwilliger mit dem späteren deutschen Minister Theodor Oberländer. In Zeugenberichten über die Lemberg-Pogrome wird aber auch auf die verhängnisvolle Rolle der ukrainischen Hilfspolizisten bei den Verbrechen hingewiesen. Problematisch ist der Umgang mit der Erinnerung. So verabschiedete am 17. Dezember 2020 die ukrainische Werchowna Rada eine Liste von Gedenktage im Jahr 2021. Darin wird vorgeschlagen, den 100. Geburtstag von Wolodymyr Szigelski, einem Nazi-Kriegsverbrecher, Kommandant der ukrainischen Hilfspolizei, zu feiern. Er beteiligte sich an der Massenvernichtung von Juden und Polen. 1949 wurde er in Polen für seine Verbrechen an der Zivilbevölkerung hingerichtet. Man wolle auch den 110. Geburtstag von Roman Kliachkivsky feiern. Dieser „Held“ war Organisator des Volyn-Massakers, des Massenmordes an Zehntausenden Polen, einschließlich Frauen und Kindern durch OUN-Einheiten in den Jahren 1943-44. Der 130. Geburtstag des 1947 hingerichteten Nazi-Kollaborateurs Iwan Litwinenko, eines Teilnehmers am Holocaust und am Volyn-Massaker, soll ebenfalls feierlich begangen werden. Das sind nur Beispiele aus einer langen Liste. Wenn man diesen Umgang mit Kollaborateuren und Kriegsverbrechern betrachtet, wird das Verhalten des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk in der BRD verständlich, der sich im Juni 2021 weigerte, an einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung zum 22. Juni 1941 im deutsch-russisch Museum in Berlin-Karlshorst teilzunehmen. Er beschwerte sich darüber, dass im Namen dieses Museums die Ukraine nicht erwähnt werde. Offenbar suchte er einen Vorwand, um sich der gemeinsamen Zeremonie zu entziehen – in Sorge, dass die Verbrechen der Kollaboration ebenfalls zur Sprache kommen könnten. In diesem Zusammenhang begrüßen wir die Erklärung der deutschen VVN-BdA zum 22. Juni 1941, in der es heißt: Antifaschisten treten ein „für eine angemessene Erinnerung und Würdigung der Millionen Opfer des Vernichtungskriegs, gegen jede Form von Geschichts-revisionismus und Rehabilitierung von NS-Koll­abora­teur:innen“

Spenden unterstützen die Herausgabe der Kommunistischen Arbeiterzeitung
Email Facebook Telegram Twitter Whatsapp Line LinkedIn Odnoklassniki Pinterest Reddit Skype SMS VKontakte Weibo