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KAZ-Fraktion: „Ausrichtung Kommunismus”

Was hat der Gaza-Krieg mit Öl und Gas zu tun?

Im folgenden Artikel stützen wir uns u.a. auf gut recherchierte Informationen aus der Internet-Plattform „Anti-Spiegel“[1], die – unabhängig von unterschiedlichen Bewertungen/Einschätzungen – ergänzt werden müssen um zusätzliche Aspekte (als Exkurse), die ebenfalls den Kampf um die Beherrschung der Öl-/Gas-Ressourcen im östlichen Mittelmeer betreffen.

Die Vorgeschichte des heutigen Gazakrieges beginnt im Jahr 1995. Am 28. September 1995 wurde in Washington das Oslo-2-Abkommen unterzeichnet, das Palästina unter anderem das Recht einräumt, selbständig über seine Bodenschätze zu verfügen. Am 5. Oktober desselben Jahres ratifiziert das israelische Parlament, die Knesset, das Abkommen.

Vier Jahre später schließt Palästina einen Vertrag[2] mit dem britischen Unternehmen BG (British Gas), denn die palästinensische Regierung will herausfinden, ob es im an den palästinensischen Gazastreifen angrenzenden Schelf Bodenschätze gibt. BG, die unter anderem auf geologische Erkundung spezialisiert ist, übernimmt den Auftrag.

Im Jahr 2000 findet BG den Jackpot. Sie findet vor Palästina, 20 Seemeilen von der Küste entfernt, reiche Gas- und Ölvorkommen.“

Exkurs: Es handelt sich dabei um die sog. Gaza Marine Felder. Die Besitzrechte an diesen und vielen anderen Öl- und Gasfeldern, die im östlichen Mittelmeer liegen, sind heftig umstritten nicht nur zwischen Israel und Palästina sondern auch zwischen Libanon, Syrien, Türkei, Zypern (das in seinem nördlichen Teil seit 1974 völkerrechtswidrig durch das NATO-Mitglied Türkei besetzt ist), Ägypten. Das gilt nicht nur für „Gaza Marine“, sondern für die noch bedeutenderen Fundstätten „Leviathan“ und „Tamar“, die bereits – wie selbstverständlich – von Israel ausgebeutet und wie Festungen bewacht werden.

Das und das von Israel auf Eis gelegte Pipelineprojekt von zu Palästina/Israel gehörenden Quellen über die Türkei in die EU erklären z.T. den Kurswechsel der Türkei im Verhältnis zu Israel. Wenn stattdessen die Pipeline forciert wird, die vom östlichen Mittelmeer über Zypern, Griechenland nach Süditalien führen soll (East Mediterranean), dann wird nämlich die Stellung der Türkei als Knotenpunkt für die Energieversorgung der EU eingeschränkt. Erdogan präsentiert sich nach Schmusekurs mit Israel als Beschützer der Palästinenser. Dafür Ersatz könnten allerdings Vereinbarungen mit Russland schaffen, die Gas statt über die Ostsee durch das Schwarze Meer (um-) leiten könnten, so die Berliner Zeitung vom 15.09.2023.[3] Die hierfür notwendigen Pipeline gibt es ja bereits (TurkStream). Man darf gespannt sein, ob diese Pipeline das gleiche Los „ereilt“ wie NorthStream.

Hauptsächlicher Betreiber der Förderung von palästinensischem Gas und Öl ist Chevron, die zusammen mit Exxon-Mobil, BP und Shell zu den Säulen des berüchtigten Ölkartells (früher „Sieben Schwestern“ genannt) zählt. Für kurze Zeit nach dem 7. Oktober 23 wurde die Förderung gestoppt. Am 8. November – die Massaker an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza gingen unbeirrt weiter – wurde sie zur Erleichterung nicht nur von Chevron wieder aufgenommen. Es freute sich darüber auch Ägypten, das mit Gas über eine durch Israel ins jordanische(!) Akaba führende Pipeline beliefert wird. Nach Ägypten führt auch noch eine andere israelische Pipeline, ein bereits existierender Ast der erwähnten East Mediterranean Gas.[4] Dementsprechend ist das Gaza benachbarte Ägypten eher bescheiden bei der Unterstützung der palästinensischen Sache.

Darüberhinaus: „Obwohl Libanon und Israel im permanenten Kriegszustand sind, hat die Hisbollah die französisch vermittelten Verhandlungen zur Festlegung einer Seegrenze unterstützt. Das als historisch gewürdigte Grenzabkommen vom vergangenen Jahr schwächte Beobachtern zufolge die Gefahr eines militärischen Konflikts und brachte Planungssicherheit für Investoren: Ein Konsortium aus TotalEnergies (Frankreich), ENI (Italien) und der staatlichen QatarEnergy brachte die Bohrinsel von Norwegen in den Mittleren Osten.“(Capital am 21.10.23)[5] Das ist wohl der Hintergrund für die großen Worte des Hisbollah-Generalsekretärs Nasrallah und die Zurückhaltung bei den Taten. Auch nicht ganz zufällig fanden die Verhandlungen zwischen Hamas und Israel über die Freilassung von Geiseln in Katar statt, von wo aus die Hamas massiv gefördert wurde, während sich Katar gleichzeitig gemeinsam mit Israel an der Ausplünderung der palästinensischen Bodenschätze beteiligt.

Das bedeutet, dass die Palästinenser in ihrem Kampf gegen die Zerstörung Gazas durch eine übermächtige israelische Armee weitgehend allein sind.

„Ein Bericht einer Konferenz der UN-Handels- und Entwicklungskommission von 2019 enthält die genauen Zahlen. Die Experten der UN-Kommission schätzten die palästinensischen Gasreserven auf 122 Billionen Kubikfuß und 1,7 Milliarden Barrel Öl. 2017, als das der Konferenz zugrunde liegende Dokument erstellt wurde, wurden die Vorkommen auf einen Wert von 453 Milliarden Dollar für Gas und 71 Milliarden Dollar für Öl geschätzt. ... Durch Inflation und andere Faktoren bereinigt liegt dieser Betrag heute bei über 600 Milliarden Dollar. ...“

All das schwelt jahrelang vor sich hin, während sich die Seiten immer wieder gegenseitig beschießen.

Der Traum vom ‚blühenden Garten‘ Gaza

2007 finden unter anderem auf Druck der USA Wahlen in Gaza statt, die die Hamas gewinnt. Die Hamas wurde damit, ob es einem gefällt oder nicht, die demokratisch legitimierte Regierung von Gaza. Da den USA das Ergebnis der von ihnen selbst geforderten Wahlen nicht gefiel, verweigerten sie der Hamas die Anerkennung. Als die Hamas 2007 an die Macht kommt, verspricht sie, Gaza-Stadt in eine blühende ‚Gartenstadt‘ zu verwandeln.

Israel verhängte daraufhin die Seeblockade und blockierte damit alle palästinensischen Bemühungen, die nötige Infrastruktur zu entwickeln. Am 27. Dezember 2008 hat die israelische Armee Palästina angegriffen. Palästina wehrt sich, auch mit Raketen.

Israel ist aber stärker und rücksichtsloser. Journalisten des Guardian[6] schätzen, dass 83 Prozent der über 1.400 palästinensischen Todesopfer (darunter 313 Kinder) Zivilisten waren. Entscheidend ist jedoch, dass Israel mit der Operation „Cast lead“ einen großen Teil des Gazastreifens zerstört und das an den Gazastreifen angrenzende Seegebiet entgegen dem Völkerrecht und den früheren Vereinbarungen zu seinem Eigentum macht.[7] BG schließt sein Büro in Tel Aviv, um nicht in dieses Chaos verwickelt zu werden.

Von 2008 bis 2022 gibt es einige Aktivitäten auf dem Schelf, aber insgesamt ist das Projekt eingefroren, da es regelmäßig zu militärischen Zusammenstößen kommt.

Die Sprengung der Nord Streams als Startsignal

Am 26. September 2022 – also erst vor kurzem, und nach den Maßstäben der langfristig planenden Öl- und Gasindustrie buchstäblich gestern – wurden die Nord-Streams, die Russland und Deutschland gehören, gesprengt. Auch wenn die westliche Presse versucht, die Sprengung der Ukraine anzuhängen, gibt es international kaum Zweifel daran, dass die USA dahinter stecken.

Europa hat nun ein Energieproblem.“

Exkurs: Wie von Öl und Gas als wirklicher deutscher Staatsräson getrieben (statt von furchtbarer „Nibelungentreue“ zu Israel), reist Fr. Baerbock im Jahr 2023: Januar London zu strategischen Gesprächen; im Mai Saudi-Arabien und Katar, August Abu Dhabi (VAR). Seit dem 7. Oktober: mehrfach Israel, dann aber Ägypten, Jordanien, Aserbaidschan, wieder Abu Dhabi Saudi-Arabien und Dubai. Und im Januar 2024 schon wieder Jerusalem, Ramallah, Kairo und Beirut (Libanon).

Herr Habeck plaudert aus: „Die Gaslieferungen aus Katar – welches die Palästinenser finanziell unterstützt – seien in der Vergangenheit minimal gewesen und jetzt nicht groß, sagte der Vizekanzler am Samstag am Rande einer Tagung zur Klimatransformation in Mannheim. Das Land habe seine Unterstützung für die Palästinenser zudem mit Israel abgesprochen.[8]

Die Auseinandersetzungen, die Katar mit Iran über die angeblich größte Gas-Lagerstätte der Welt am Persischen Golf (South Pars- und North Dome-Feld) hat, können hier nicht weiter verfolgt und müssen separat untersucht werden.

Am 12.10.2023 empfängt Bundespräsident Steinmeier den Emir von Katar Tamim bin Hamad Al Thani, der sich anschließend bei Fr. Baerbock einstellt und schließlich Olaf Scholz zum Mittagessen im Kanzleramt trifft. Viel Ehre für den Hamas-Unterstützer und als „Blut-Scheich“ verschrienen Milliardär und Autokraten.

In wessen Auftrag sind denn unsere Politgrößen unterwegs? Reuters meldet z.B. am 19.9.2022: „RWE in konstruktiven Gesprächen mit Katar wegen weiterer Flüssiggas-Lieferungen[9] Während Lützerath abgebaggert wird, sind die RWE-Bosse in bester Gesellschaft mit den „Grünen“ Baerbock und Habeck beim Fossilscheich ...

Als Bösewicht und Feind hat man ja den Präsidenten der Russischen Föderation Vladimir Vladimirowitsch Putin auserkoren. Dazu noch eine kleine Nachricht: Russland und die Gazprom liefern vertragsgemäß auch weiterhin Gas in die EU.[10] Das Gas fließt wie immer noch durch die Ukraine, die dafür auch Gebühren erhält!! Russland wie die Ukraine halten das Ende 2019 geschlossene Abkommen zwischen Gazprom und der staatlichen ukrainischen Naftogaz ein. An den Verhandlungen dazu waren beteiligt: Russland, Ukraine, Deutschland, Frankreich und die EU-Kommission. Aus der Ukraine führt die Pipeline über fünf Grenzübergänge (Moldawien und EU-Länder Polen, Slowakei, Rumänien, Ungarn). Das Gas landet dann in der Slowakei, Österreich, Italien, Ungarn, Slowenien, Kroatien sowie Moldawien). Wenn das Gas so ungestört, geradezu „friedlich“ fließen kann, wer – mit Verlaub – verhindert da eigentlich einen Waffenstillstand oder Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation?[11]

Dabei geht es darum, den Preis so hoch zu halten, dass Frackinggas noch Profit abwirft. Marx hat in seiner Grundrententheorie aufgezeigt, dass sich der Preis für Rohstoffe nach den schlechtesten Quellen richtet. Und die schlechtesten Quellen sind derzeit die aus nur mit aufwändigen Fracking-Methoden zu gewinnenden Gasvorkommen. Wird durch ein Überangebot auf dem Weltmarkt der Gaspreis unter die Produktionskosten + Monopolprofit beim Frackinggas gedrückt, lohnt sich der Abbau nicht mehr, werden Verluste gemacht und schließlich die Quellen dicht gemacht. Die Leidtragenden wären in diesem Fall die Unternehmen, die Frackinggas (nicht nur in den USA) fördern – da sind dann auch wieder die „Schwestern“ mit dabei.[12] Günstiges Gas, derzeit vor allem aus Russland und dem Iran, muss daher mit allen Mittel vom Markt ferngehalten werden. Das ist eines der kleinen Geheimnisse derzeitiger „großer Politik“.

Im Sommer 2023 werden unter Vermittlung der USA Treffen zur Frage der raschen Entwicklung des Gasfeldes eingeleitet. Am 18. Juni 2023 gibt Benjamin Netanjahu eine offizielle Erklärung ab, in der er das Projekt zur Erschließung des Ölfeldes gestattet, jedoch ohne Palästina zu erwähnen:

‚Das Projekt ist notwendig, um die Sicherheit und die diplomatischen Bedürfnisse des Staates Israel zu gewährleisten‘.

Am selben Tag erklärte Hamas-Sprecher Ismail Rudwan Folgendes:

‚Wir bekräftigen, dass unser Volk in Gaza das Recht auf seine Bodenschätze hat‘.

Man muss kein Experte sein, um diese beiden Aussagen zusammenzufügen und zu verstehen: Israel sagt ‚das sind unsere 600 Milliarden‘, Palästina sagt ‚nein, das sind unsere Bodenschätze‘. Das war das Startsignal für den Gazakrieg. ...

Der Krieg beginnt und Israel verteilt Förderlizenzen

Am 7. Oktober marschiert die Hamas in Israel ein. Israel antwortet. Ein weiteres Massaker beginnt.

Während Menschen sterben, finden – von dem medialen Dauerfeuer über den Krieg verborgen – mehrere wichtige Ereignisse statt, über die die Medien kaum berichtet haben.

Am 30. Oktober 2023 erteilte Israel[13], nachdem es militärisch die Oberhand hat und die Bodenoffensive im Gazastreifen bevorsteht, sechs Konzernen Lizenzen für die Gasförderung ... . Im Klartext: Nach dem Beginn des Krieges vergibt Israel, nicht Palästina, die Genehmigungen für die Gasförderung in Gewässern vor Gaza an internationale Unternehmen.

Unter den Unternehmen, die eine Lizenz erhalten haben, ist das das britische Unternehmen British Petroleum.“

Exkurs: Neben der BP ist die staatliche italienische ENI dabei (die faschistische Regierungschefin Meloni lässt grüßen) und die SOCAR. Das hat diesmal nichts mit SO wie Standard Oil zu tun, sondern steht für State Oil Company of Azerbaijan Republic. Aserbaidschan im östlichen Mittelmeer aktiv – wer hätte das gedacht? Das Öl aus dem Kaspischen Meer kommt über eine altbekannte Pipeline, die BTC von Baku (Aserbaidschan) über Tiflis (Georgien) nach Ceyhan in der Türkei. Im Betreiberkonsortium sitzen BP, SOCAR; Total, ENI, ExxonMobil u.a. Die BTC wurde gegen den Widerstand Russlands und Armeniens und zahlreicher Umwelt- und Menschenrechtsverbände gebaut und 2006 in Betrieb genommen.

Blutiges Gas aus Gaza – um es plakativ auszudrücken –, das von Israel geplündert wird und unter dem Schirm des anglo-amerikanischen Ölkartells steht, soll also das Gas aus Russland ersetzen.

Die Times of Israel berichtete[14] begeistert darüber.

Die Rolle des britischen Premierministers

Am 30. Oktober 2023, also am selben Tag, entließ der britische Premierminister Rishi Sunak[15] seinen Minister Paul Bristow, weil der einen Waffenstillstand im israelisch-palästinensischen Konflikt gefordert hatte.

Der britische Premierminister verhielt sich generell merkwürdig, indem er auf Zeit spielte und nicht über einen Waffenstillstand in der Region sprach. De facto unterstützte Sunak das Vorgehen Israels, die vollständige militärische Kontrolle über den Gazastreifen und natürlich den Festlandsockel zu erreichen. Es stellt sich die Frage, warum?

Die Antwort ist denkbar banal: Die IT-Firma Infosys, die Rashi Sunaks Frau, der Milliardärin Akshata Murty, und deren Familie gehört, hat im Sommer 2023 einen 1,5 Milliarden US-Dollar-Deal mit BP abgeschlossen.[16]

Zur gleichen Zeit genehmigte Sunak mehr als 100 Lizenzen[17] zur Erschließung von Öl- und Gasfeldern in der Nordsee (wie war das noch, mit der grünen Energiewende?). Der größte Nutznießer ist wiederum BP.

Die Medien bringen die Tatsache, dass Sunak de facto die Interessen von BP schützt, indem er einen Waffenstillstand in Israel verhindert, nicht in Verbindung. Aber Rashi Sunak unterstützt die israelische Militäroperation, deren Ziel die Erlangung der vollständigen Kontrolle über den Gazastreifen ist. ...

Der Gazakrieg als Baustein des Kampfes gegen Russland

Die Ursache des Gazakrieges ist nicht die Religion, nicht einmal die Geschichte, und auch nicht der Terrorismus. Nichts von dem, was die westlichen Medien berichten, ist wichtig.

Die Gründe für den Ausbruch des Konflikts zwischen Palästina und Israel sind Geld und Bodenschätze, die die USA und Großbritannien genau jetzt für den Stellvertreterkrieg gegen Russland brauchen. Denn eines liegt auf der Hand: Die rasche Erschließung der palästinensischen Gasreserven hat vor allem die Aufgabe, die Wiederinbetriebnahme der Nord-Streams in einigen Jahren, wenn die Emotionen zur Ruhe gekommen sind, zu verhindern.

Man kann natürlich an die Erklärungen der deutschen Medien und Regierungspolitiker (von denen vor allem die Grünen immer gegen Nord Stream waren, aber nicht gegen anderes Gas sind) über Israels „Recht auf Selbstverteidigung“ glauben. Man kann natürlich glauben, dass Israel von dem Angriff der Hamas ganz überrascht war, obwohl das von Beginn an zweifelhaft war.

Oder man kann sich an all die Kriege der USA und des Westens der letzten Jahrzehnte erinnern, bei denen es immer um Bodenschätze (irakisches, libysches, syrisches, etc. Öl und Gas) ging, was die westlichen Medien jedoch nie thematisiert, sondern stattdessen von „Demokratie, Menschenrechten, Freiheit und Wohlstand“ gefaselt haben, die diese Kriege den angeblich unterdrückten Völkern bringen sollten.“

Exkurs: Während der Raub palästinensischer Bodenschätze neue Dimensionen erreicht, kommt die Nachricht, dass die BASF ihre Energietochter Wintershall Dea, die ja eine Schlüsselstellung bei den NorthStream-Pipelines innehatte, verkauft. Das klingt fast wie eine endgültige Kapitulation vor dem Ölkartell. Wer genauer hinsieht, kann sich einen anderen Reim darauf machen.

Fakt ist, dass Wintershall ohne seine russischen Aktiva verkauft wird (für die gab es Bundesgarantien!). Die bleiben bei BASF und Letter­One, die dem russischen Unternehmer Mikhail Fridman gehört. Der größere Teil von Wintershall mit seinen Interessen in Norwegen, Argentinien, Deutschland und Dänemark, Mexiko, Algerien, Libyen, Ägypten (! – womit wir wieder im Krisengebiet sind) plus den Lizenzen von Wintershall Dea zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) wird an die britische Harbour Energy (Sitz Edinburgh) für rd. 12 Milliarden Euro verkauft. Davon in Cash 2,15 Mrd. Für den Rest erhalten BASF und LetterOne Aktien von Harbour und erreichen damit eine Aktienmehrheit bei Harbour Energy von 54,5 Prozent (davon BASF 39,6%). Immerhin: die Harbour gilt damit als eine der weltgrößten, unabhängigen (also nicht zu dem „Schwestern“-Kartell gehörend), geographisch weitverzweigten Öl- und Gas Konzerne.[18] In der Mitteilung vom 21.12.2023 wird behauptet: „Mit dieser Transaktion macht BASF einen wichtigen Schritt, um ihr angekündigtes strategisches Ziel einer Trennung vom Öl- und Gasgeschäft zu erreichen.[19] – Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Denn in Wirklichkeit hat jetzt die BASF bei der größeren Harbour Energy das Sagen, in der die Wintershall „aufgeht“. Ganz nebenbei wird die BASF mit dem Deal auch noch 900 KollegInnen in Kassel und Hamburg los. Dort sollen die Wintershall-Standorte geschlossen werden. Offen ist auch noch was aus den in der Tochtergesellschaft WIGA gebündelten bedeutenden europäischen und deutschen Pipeline-Beteiligungen werden soll.

Der mörderische Krieg gegen die Palästinenser ist Teil des großen Kampfs der imperialistischen Großmächte um die Aufteilung und Neuaufteilung der Rohstoffquellen dieser Erde. Er ist Teil des Aufmarschs des imperialistischen Lagers gegen das sozialistische China und seinen Verbündeten, die Russische Föderation. Und der deutsche Imperialismus ist vorne mit dabei.

AG Öl und Gas: R. Corell, Flo, S. Müller, O‘Nest

1 www.anti-spiegel.ru/2023/die-wahren-gruende-fuer-den-krieg-in-gaza/ – 10.01.2024. Zitate daraus sind ohne gesonderte Quellenangabe in Anführungszeichen und kursiv gesetzt.

2 www.offshore-technology.com/features/featurepalestine-offshore-gas-projects-mediterranean-sea/?cf-view – 10.01.2024

3 www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/bericht-gas-hub-russland-und-die-tuerkei-streiten-um-die-kontrolle-li.416898 – 12.01.2024

4 www.washingtoninstitute.org/policy-analysis/israeli-offshore-gas-platform-near-gaza-resumes-production. – 12.01.2024. Das ist im Übrigen die vielleicht unter dem Namen TIP (Trans-Israel-Pipeline) besser bekannte Route. Sie wurde zur Umgehung des Israel-Boykotts unter Mitwirken des berüchtigten Marc Rich (später Glencore) gebaut, um Öl aus dem (von den USA und der EU sanktionierten) Iran weiterzuleiten. Diese Pipeline endet im Norden bei Ashkelon, dem Ort der von der Hamas am 6./7.10.2023 angegriffen wurde.

5 www.capital.de/wirtschaft-politik/was-ein-gasfeld-vor-dem-libanon-mit-dem-krieg-in-israel-zu-tun-hat-33929622.html

6 www.theguardian.com/commentisfree/2019/jan/07/ten-years-first-war-gaza-operation-cast-lead-israel-brute-force#:~:text=On%2027%20December%202008%2C%20Israel,and%20more%20than%205%2C500%20wounded. – 10.01.2024

7 unctad.org/system/files/official-document/gdsapp2019d1_en.pdf -10.01.2024 Die Aussage wird gestützt durch eine wichtige Studie der UNO-Organisation UNCTAD „The Economic Costs of the Israeli Occupation for the Palestinian People: The Unrealized Oil and Natural Gas Potential (Die wirtschaftlichen Kosten der israelischen Besatzung für das Palästinensische Volk – Das ungenutzte Potenzial an Öl und Erdgas)” von 2019

8 www.zeit.de/news/2023-10/21/habeck-kein-nachteil-fuer-israel-durch-energie-aus-katar – 12.01.2024. Hervorhb. CR

9 www.reuters.com/business/energy/rwe-constructive-talks-with-qatar-further-lng-supplies-2022-09-19/ – 12.01.2024

10 www.energypolicy.columbia.edu/qa-russian-gas-transit-through-ukraine/ – 12.01.2024

11 s. hierzu KAZ 379: „Ein Blick hinter die Kulissen – Öl und Gas und der Ukraine Konflikt“

12 s. dazu KAZ 373: „Der Untergang der US-Fracking Industrie und seine Bedeutung für das internationale Kräfteverhältnis“ – Übersetzung aus Monthly Review oder aktuell: . www.offshore-technology.com/data-insights/innovators-oil-well-fracking-oil-and-gas/?cf-view – 13.01.2024

13 www.offshore-technology.com/news/israel-awards-gas-exploration-licences/?cf-view – 12.01.2024

14 www.timesofisrael.com/amid-ongoing-war-bp-and-eni-among-firms-awarded-gas-exploration-licenses-in-israel/

15 www.politico.eu/article/rishi-sunak-fires-government-aide-paul-bristow-after-he-calls-for-israel-hamas-ceasefire/

16 www.thenational.scot/news/23

697572.rishi-sunaks-family-firm-infosys-signed-1-5b-deal-bp/

17 www.offshore-technology.com/news/uk-announces-100-new-north-sea-oil-and-gas-licenses/

18 www.thisismoney.co.uk/money/markets/article-12891081/MARKET-REPORT-North-Sea-energy-firm-Harbours-8-8bn-German-buy-up.html – 11.01.2024

19 www.basf.com/global/de/media/news-releases/2023/12/p-23-384.html

Notabene: „BASF hat Morgan Stanley & Co. International plc als exklusiven Finanzberater sowie Freshfields Bruckhaus Deringer als Rechtsberater im Zusammenhang mit der Transaktion ernannt.“

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Hier eine Übersicht über die Gasfelder im östlichen Mittelmeer und die beteiligten Staaten mit ihren AWZ, das sind die Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ). In dieser zusammen mit dem „Küstenmeer“ 200 Seemeilen (= 370,4 km) umfassenden Zone hat der angrenzende Küstenstaat u.a. das Recht zur alleinigen Ausbeutung der Bodenschätze. Da diese AWZ sich teilweise überschneiden, ist der Konflikt entstanden und bisher ungelöst.

Hier eine Übersicht über die Gasfelder im östlichen Mittelmeer und die beteiligten Staaten mit ihren AWZ, das sind die Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ). In dieser zusammen mit dem „Küstenmeer“ 200 Seemeilen (= 370,4 km) umfassenden Zone hat der angrenzende Küstenstaat u.a. das Recht zur alleinigen Ausbeutung der Bodenschätze. Da diese AWZ sich teilweise überschneiden, ist der Konflikt entstanden und bisher ungelöst.