Für Dialektik in Organisationsfragen
Blackrock ist präsent in Medien und Diskussionen. Blackrock wird meistens verknüpft mit dem US-amerikanischen Börsenkapital, der unkontrollierten Einflussnahme in Deutschland, dem kalten, kompromisslosen und kurzsichtigen Profitstreben. Blackrock erscheint sehr mächtig und auch etwas undurchsichtig. Und nicht zuletzt wird Blackrock verwendet, um von der deutschen Bourgeoisie abzulenken.
Hier soll die Firma Blackrock sachlich und konkret analysiert werden. Es wird dargestellt, was Blackrock ist und was nicht. Welche Mittel sie verwaltet, wie dies im Verhältnis einzustufen ist und wo Besonderheiten dieser Firma liegen. Dann wird dem gegenüber wiederum das hiesige Kapital betrachtet, das deutsche Monopolkapital. Dabei wird zuerst auf die aktuell mächtigste deutsche Finanzinstitution geschaut: den Allianz-Konzern. Dieser ist derzeit wesentlich kapitalstärker als die Deutsche Bank oder Andere. Allianz ist ein Teil des deutschen Monopolkapitals. Dieses Monopolkapital besteht zum nennenswerten Teil aus Familienunternehmen. Das Monopolkapital in Deutschland gehört einer überschaubaren Anzahl von Familien. Diese beiden Seiten werden im Weiteren betrachtet und ins Verhältnis zu Blackrock gesetzt.
Zunächst einige allgemeine Feststellungen: Kapitalismus ist Spekulation. Egal ob der Kapitalist Maschinen, Häuser, Aktien kauft oder sein Geld verleiht: Er spekuliert auf einen Anteil vom Profit in der Zukunft, auf die künftige Profiterwartung. Seine Zukunftserwartung ist die erfolgreiche Mehrwertrealisierung in der nächsten Runde. Eine neue Maschine soll sich vernutzen. Die Spekulation ist dann auf den Absatz der mit ihr produzierten Waren zum rentablen Preis. Verleiht die Bank Geld, spekuliert sie auf die Rückzahlung einschließlich Zinsen. Die Vermieter spekulieren auf zahlungsfähige Mieter, gute Lage und unveränderte Wohnungsnot. Die Spekulation ist zwangsläufiger, notwendiger und nicht abzutrennender Bestandteil des Kapitalismus. Schon Lenin führte dazu aus: „Die Kapitalien der Banken teilt der Verfasser (Bankier Agahd[1]) in ‚produktiv’ (in Handel und Industrie) und ‚spekulativ’ (in Börsen- und Finanzoperationen) angelegte ein; dabei glaubt er von dem ihm eigenen kleinbürgerlich-reformistischen Standpunkt aus, man könne unter Beibehaltung des Kapitalismus die erste Art der Kapitalanlage von der Zweiten trennen und die Zweite beseitigen.“[2]
An der Börse ist die Spekulation auf die Zukunftserwartung deutlicher erkennbar. Die Erwartung bestimmt die Kurse. Besonders starke Ausschläge zeigt die Spekulation bei Aktien mit neuen Produkten oder Techniken. Neue Waren bedeuten neue, noch nicht verteilte Märkte. Die ständige Begrenzung der Absatzmöglichkeiten in den angestammten, weitgehend verteilten Märkten scheint vorübergehend aufgehoben. Deshalb steigen gerade Aktien der neuen Industrien, der neuen Märkte zeitweilig besonders stark. Aktuelle Beispiele hierfür sind Apple, Tesla oder Amazon. Kapitalismus ist Spekulation! Spekulation in vielen Formen.
Börse bedeutet nicht gleich Anonymität oder unklare Eigentümerstrukturen. Viele der an der Börse gehandelten Aktiengesellschaften sind überwiegend in den Händen einer oder weniger Familien. Familienbesitz und Börsenhandel sind kein Widerspruch. So sind beim deutschen Aktienindex (DAX) acht von 40 Aktiengesellschaften als Familienunternehmen einzustufen. Daneben sind auch sehr große, nicht an der Börse gehandelte Monopole[3], in Familienbesitz. Von den aktuell zehn umsatzstärksten Familienunternehmen in Deutschland sind nur drei an der Börse gehandelt[4]. Dabei wird uns das unzutreffende Bild präsentiert, als würde alles ökonomisch Wesentliche aus der Börse abzulesen sein, transparent und in ganz konkreten Zahlen. Das ist ein Teil der Börsenillusion. Mit der Börsenillusion wird der Eindruck verstärkt: Hier wird der heutige Kapitalismus vollständig abgebildet und dargestellt. Die nicht an der Börse vorhandenen Akteure treten aus dem Blickfeld, ihre Namen, Adressen und Gesichter bleiben oft unerkannt. Dies vorausgeschickt, betrachten wir nun zunächst das vielbeachtete Monopol Blackrock.
Blackrock ist ein Vermögensverwalter, eine sehr große Fondsgesellschaft. Große und kleine Anleger können ihr Kapital in einer großen Auswahl von Kapitalarten anlegen. Angeboten werden alle Formen des Kapitals: Aktien, Anleihen und andere Zinspapiere, Rohstoffe, Immobilien, Infrastruktur[5] oder ein Mix aus alledem. Neuerdings natürlich auch viel „Grünes“ und „nNchhaltiges“. In jeder Sparkassenfiliale oder online im Internet kann jeder seine Spargroschen zu Kapital machen, auch mit Blackrock. Unter Anderem ist Blackrock stark in Entwicklung und Verkauf sogenannter ETF´s[6].
Die Beziehungen, bzw. Verhältnisse zwischen den verschiedenen Kapitalgebern als Eigentümer (im Schema oben), dem Verwalter Blackrock (Mitte) und der Kapitalanlage in seinen verschiedenen Formen (unten) lässt sich schematisch so darstellen.
Zum Verständnis hierzu noch ein vereinfachtes Beispiel: Angenommen eine Gruppe von 100 Personen schmeißt ihr Gespartes zusammen, gründet eine kleine Firma und kauft ein Haus mit 10 Mietwohnungen. So hat im Durchschnitt jeder der Beteiligten einen Anteil von einem Zehntel einer Wohnung. In Wahrheit haben manche deutlich mehr und Andere weniger, aber insgesamt ist es das Konstrukt. Zusammen sind sie gemeinsam Eigentümer von 10 Wohnungen. Da sie sich mit der einzelnen Vermietung nicht befassen können oder wollen und weil keiner eine einzelne Wohnung besitzt, beauftragen sie einen Verwalter. Dieser übernimmt die juristische Gründung der Firma, sucht das Haus aus und macht die gesamte Verwaltung. Der Verwalter tritt gegenüber den Mietern in allen Belangen auf, bucht die Miete monatlich ab, regelt die Nebenkosten und lässt diejenigen vor die Tür setzen, die nicht bezahlen. Alles im Namen und letztlich auf Rechnung der Eigentümer. Dieser Verwalter wäre im übertragenen Sinne in der realen Welt der heutigen Geldanlagen beispielsweise Blackrock.
Die Aktie des Verwalters Blackrock selbst wird weltweit an vielen Börsen gehandelt, auch an den Börsen in Deutschland. Der aktuelle[7] Gesamtwert aller Aktien an der Firma Blackrock ist ungefähr 100 Milliarden US-Dollar. Blackrock wiederum verwaltet rund 10 Billionen Dollar[8]. Diese wurden Blackrock nach dem oben beschriebenen System in kleinen und großen Summen anvertraut. Der genaue Wert schwankt mit der Kursentwicklung der verwalteten Aktien und weiterer Anlagewerte (für unsere Betrachtung brauchen wir hier keine aktuellen, exakten Werte). Die Kunden geben Blackrock ihr Kapital (sie „legen an“) und Blackrock nimmt das eingesammelte Kapital und leitet es weiter. Blackrock verwaltet so für seine Kunden etwa das Hundertfache seines eigenen Wertes.
Im Kern ist dies nichts Anderes als was eine Bank im Kapitalismus üblicherweise tut: fremde Gelder einnehmen und damit „arbeiten“. Banken erzielen aus der Kreditvergabe einen Zinsüberschuss (das ist der Teil, um den die Kreditzinsen höher sind als die Anlagezinsen), sowie Gebühren und Provisionen für Kontoführung, Wertpapierabwicklung usw.. Fondsgesellschaften wie Blackrock hingegegen konzentrieren sich vollständig auf die Verwaltung und die Anlage fremden Kapitals in verschiedenen Kapitalzweigen. Sie vergeben keine Kredite. Ihr Gewinn resultiert nur aus Gebühren und Provisionen, nicht aus Zinsen. Auch wenn das Kreditgeschäft bei den Banken verbleibt, übernehmen die Fondsgesellschaften so einen relevanten Teil des früheren Bankgeschäfts. Marx hat erläutert, dass die Kapitalisten danach streben müssen, möglichst viel fremdes Kapital in ihre Verfügungsmacht zu bekommen. Das gelingt Blackrock besonders umfassend. Und das beachtliche Wachstum seit der Gründung in 1988 (bzw. verstärkt nach der „Finanzkrise“ 2008) wäre sonst nicht ansatzweise möglich gewesen. Von je her lebt das Bankgeschäft also auch von geringem eigenen Kapital (-> Eigenkapital). Bemerkenswert ist nun, dass Vermögensverwalter wie Blackrock in ihrem Kern wie klassische Banken agieren, aber formal keine Banken sind. Damit wird Manches einfacher: weniger Bürokratie und Überwachung, geringere Kosten und vor allem geringere Anforderungen an das Eigenkapital[9], da kein Kreditgeschäft betrieben wird. Somit trägt Blackrock den ökonomischen Charakter einer Bank, der Form nach ist es aber keine.
Es ist nicht richtig, die von Blackrock verwalteten Gelder pauschal als US-Kapital einzustufen. Blackrock sammelt Kapital in der ganzen Welt ein. Nach eigenen Angaben war Blackrock Ende 2021 mit insgesamt 205 Milliarden Euro „in der deutschen Wirtschaft investiert“[10]. Kunden aus Deutschland wiederum hatten Blackrock Kapital in Höhe von 260 Milliarden „anvertraut“[11]. Dies ergibt folgende Relationen:
Nur ein kleiner Teil von etwa 2% der von Blackrock weltweit verwalteten Gelder flossen zu dem Zeitpunkt nach Deutschland. Den überaus größten Teil legt Blackrock in den USA an.
Die von Blackrock in Deutschland platzierten Gelder entsprechen etwas mehr als dem, was die sechs reichsten deutschen Familien besitzen[12] (im Weiteren mehr dazu).
Blackrock verwaltet mehr Kapital deutscher Kunden, als in Deutschland angelegt wird. Blackrock trägt somit zum Kapitalexport der deutschen Bourgeoisie bei (und nicht umgekehrt).
Die Fonds von Blackrock werden in Deutschland von allen wesentlichen Akteuren der Finanzmärkte verkauft. Man kann schon mit relativ kleinen Beträgen bei allen Banken und Sparkassen Gelder in die Verwaltung von Blackrock geben. Ein Großteil der hiesigen Blackrock-Fonds heißen „iShares“.
Eine besondere Kompetenz von Blackrock ist offensichtlich die Sammlung und Auswertung von Firmen- und sonstigen wirtschaftlichen Daten. Es handelt sich dabei größtenteils um öffentlich zugängliche Informationen, die aber von Blackrock besonders effektiv bearbeitet werden. So kommt es vor, dass auch staatliche Stellen diese Daten ankaufen und Aufträge zu Recherchen oder Risikoanalysen erteilen. In Verbindung mit der Größe der verwalteten Gelder wirken diese Informationen entsprechend. Auf Basis der Auswertungen werden von Blackrock Kauf- oder Verkaufsentscheidungen getroffen. Diese Käufe oder Verkäufe haben großen Umfang und bringen den Aktienkurs so nicht selten in genau die Richtung, die der vorherigen Analyse entspricht. In gewissem Grad eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Denn kleinere Fondgesellschaften oder andere Anleger folgen dieser Entwicklung oft in einer Art „Herdentrieb“.
Die Verbindung aus Umfang der verwalteten Gelder, Heimatbasis in den USA, sehr umfangreiche Datensammlung und direkte Verbindung durch staatliche Aufträge befördert die oftmals vereinfachte Sicht auf Blackrock als geheimnisvolle „ökonomische Weltmacht“. Wenden wir den Blick nun erstmal auf das deutsche Kapital.
Im deutschen Monopolkapital herrschte bis zum Beginn der 2000er-Jahre die Struktur der sogenannten Deutschland AG vor. Insbesondere die großen Banken (Deutsche Bank und mit Abstand: Commerzbank und Dresdner Bank) hielten relevante Anteile an den großen Industrie- und sonstigen Konzernen (Monopolen). Die Deutsche Bank hatte allein viele Milliarden beim Autobauer Daimler, bei der damals noch führenden Handelskette Karstadt, dem Chemiekonzern Linde oder dem Baukonzern Holzmann angelegt. Hinzu kamen gegenseitige Beteiligungen unter den Industriemonopolen selbst. Die Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital (wie sie Lenin definiert hat[13]) war einfach und klar erkennbar. Aus verschiedenen Gründen wurde dieses Geflecht an Beteiligungen bis zu Beginn der sogenannten Finanzkrise (2008) weitgehend aufgelöst.
In der Rückschau erscheint es fraglich, ob diese Auflösung in dieser Radikalität zwingend notwendig und insbesondere für die Deutsche Bank nützlich war[14]. Es bleibt daher auch fraglich, inwieweit der offensichtliche Bedeutungsverlust und Niedergang der verbliebenen deutschen Großbanken (Deutsche Bank und Commerzbank) zumindest auch damit verbunden ist. Man kann die Entwicklung als strategische Fehlentscheidung im Kreise der deutschen Monopole ansehen, eindeutig ist das Urteil nicht. Denn im Kapitalismus treibt immer auch die Konkurrenz und deshalb ist Stillstand gleich Rückschritt. Alles so lassen wie es war, erlaubte die Konkurrenz auch der großen Deutschen Bank nicht.
Der Rückzug der deutschen Großbanken aus direkten Industriebeteiligungen verlief zeitgleich mit dem verstärkten Einstieg von Gesellschaften wie Blackrock bei den börsengehandelten, deutschen Monopolen. Im Deutschlandfunk[15] findet sich in einem Beitrag aus dem Jahr 2005 dazu Folgendes: „Es könnte allerdings auch sein, dass andere Großinvestoren mit weniger friedlichen Interessen den Platz der Banken einnehmen. Dorothea Schäfer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: ,An die Stelle treten könnten Private Equity Fonds treten. Ein Private Equity Fonds ist nicht was eine Hausbank war. Die Private Equity Fonds sind eben stark renditeorientiert. Die gehen einfach raus, ja wenn es sich nicht mehr lohnt.’ Private Equity Fonds, das sind die neuen Akteure auf dem deutschen Kapitalmarkt.“ Diese typische, national-ökonomische Argumentation mag auch Ausdruck der Befürchtungen der hiesigen Monopolbourgeoisie vor dieser Entwicklung gewesen sein. Vor allem aber ist sie für das breite Publikum Ablenkung von eben dieser Bourgeoisie. Denn im Umkehrschluss war das vorherige Eigentum der Deutschen Bank an Daimler und Anderem dann also wohl in allen Geschichtslagen friedlich und fürsorglich für ihre Arbeiter, Rendite angeblich Nebensache? Nun kommen böse amerikanische Fonds („Heuschrecken“) in kriegerischer Absicht und kaufen unsere Industrie auf! Der Blick wendet sich ab von unserem Hauptfeind im eigenen Land. Der Blick geht in Richtung der US-amerikanischen Konkurrenz, die Hauptkonkurrenz unserer Monopolbourgeoisie.
In dem Zusammenhang der beschriebenen Entwicklung wird verstärkt darauf hingewiesen, dass der Anteil von Aktionären, die wie Blackrock dem Ausland zugeordnet werden, in den letzten Jahren gestiegen ist. In der Folge wird berichtet, dass auch die (knappe) Mehrheit der Dividenden börsengehandelter AGs ins Ausland fließen würde. In der Tendenz wird dies zutreffen. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass die börsengehandelten Aktiengesellschaften nur ein Teil des Kapitals sind. Es gibt etliche große, bedeutende sogenannte Familienunternehmen, deren Aktien nicht an der Börse gehandelt werden. Wir kommen darauf zurück. Daneben ist anzumerken, dass die nationale Zuordnung des Kapitals in Deutschland Grenzen hat. Der Anteil gerade deutschen Kapitals ist tendenziell immer zu niedrig ausgewiesen. Insbesondere fließt Kapital aus Deutschland nach Luxemburg oder in andere Steuerspargebiete und von dort zu einem hohen Teil wieder zurück. In der Statistik werden Kapitalimporte aus Luxemburg und Anderen als ausländisches Kapital gezählt, was sie hinsichtlich der Eigentümer oft gar nicht sind. In der für Meldungen zum DAX-Auslandsanteil zuletzt maßgeblichen Studie der Gesellschaft Ernst & Young wird außerdem ein relevanter Teil von durchschnittlich 17%[16] als „Nicht zugeordnet“[17] ausgewiesen.
Vor allem ist aber festzuhalten, dass die Tendenzen des Eigentums an den DAX-Konzernen nichts an der Gesamtentwicklung eines hohen Kapitalexports des deutschen Kapitals ändert. Nach den Daten der Bundesbank ist der Überschuss aus dem deutschen Kapitalexport gegenüber dem Kapitalimport seit 2008 kontinuierlich angewachsen[18]. Dabei versechsfachte sich der Überschuss aus Kapitalexporten von 427 Milliarden Euro in 2008 auf 2 Billionen und 783 Milliarden Euro im 3.Quartal 2023. Das Vermögen des deutschen Kapitals im Ausland ist also deutlich höher als das ausländischer Kapitalisten in Deutschland. Setzt man rechnerisch einen relativ niedrigen Durchschnittsprofit von 3,6% an, fließen hieraus 100 Milliarden Euro jährlich mehr nach Deutschland als umgekehrt.
Wie beschrieben: Bei der Beurteilung der Entwicklung geht es immer um Konkurrenz. Viele kennen Blackrock und noch mehr vermutlich die Allianz. Die Allianz wird meist nur als weltweiter Versicherungskonzern gesehen. Daher die Frage: Wer kennt auch PIMCO? PIMCO gehört zur Allianz und ist der weltweit größte Verwalter von Anleihen, Schuldverschreibungen und anderen Zinspapieren[19] (englisch: Bonds). Die Tochtergesellschaft des Münchener Versicherungsriesen sitzt in Kalifornien und verwaltet genauso wie Blackrock Billionenwerte an Kapital.
Der Allianz-Konzern gliedert sich also in mehrere Sparten. Neben den Schaden- und Unfallversicherungen einerseits und den Lebens- und Krankenversicherungen andererseits, bekommt eben die Vermögensverwaltung eine größere Bedeutung. Neben PIMCO als Weltmarktführer bei Zinspapieren besteht die Sparte Vermögensverwaltung der Allianz noch aus der Fondsgesellschaft Allianz Global Investment (Allianz GI). PIMCO und Allianz GI verwalten allein über 2 Billionen Euro. Hinzu kommen dann noch sozusagen eigene Mittel aus dem Versicherungsgeschäft der Allianz, insbesondere der Lebens- und Krankenversicherung. Alles zusammen ist die Sparte Vermögensverwaltung der Allianz so rund 2,5 Billionen Euro stark[20].
Neben der Kapitalanlage erbringt ja das Versicherungsgeschäft als eigentliches Hauptgeschäft der Allianz weitere Erträge. Die Allianz ist so die derzeit größte Finanzinstitution in Deutschland und gerade durch seine breite Aufstellung ein weltweit relevanter Akteur. Der Börsenwert aller Allianz-Aktien liegt mit rd. 90 Milliarden Euro in ähnlicher Größenordnung wie die der Blackrock-Aktien. Der erzielte Profit (Gewinn) war bei der Allianz in den letzten Jahren jedoch regelmäßig höher als der von Blackrock[21].
Die beiden verbliebenen deutschen Großbanken (Deutsche Bank und Commerzbank) haben in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen an Bedeutung verloren. Sie sind ertragsschwach und realisieren seit Längerem keine relevante Profitrate, der deutsche Staat wird die Beteiligung an der Commerzbank seit Längerem nicht los. Die Deutsche Bank war um das Jahr 2000 nach der Bilanzsumme das weltweit größte Bankmonopol, heute gehört sie nur noch knapp zu der Gruppe der zwanzig Größten. Die großen, deutschen Versicherungsmonopole hingegen sind uneingeschränkt weltweit bedeutend und realisieren hohe Monopolprofite. Unangefochten an der Spitze steht dabei die Allianz, gefolgt mit deutlichem Abstand von der Münchener Rückversicherung (ERGO-Gruppe) und der Hannover Rückversicherung (Talanx)[22]. Insbesondere Allianz hat die Krise 2008 ff. und die daraus folgende Zentralisation („Marktbereinigung“) genutzt, um ihre Stellung auf allen Kontinenten auszubauen. Sie ist heute unter Anderem in Brasilien und China sehr aktiv und hat sich durch Expansion und Übernahmen wie insbesondere von PIMCO stark erweitert. Die Entwicklung der Versicherungen konnte Lenin in seiner Beschreibung des Imperialismus nicht vorhersehen. Ebenso war nicht anzunehmen, dass die Banken Teile ihrer Funktion an die Fondsgesellschaften wie Blackrock oder PIMCO abgeben. Diese Entwicklungen bedeuten aber keine qualitative Veränderung. Ob Bank oder Fondsgesellschaft, die Funktion in der Verwalterrolle ist gleich und die Verbindung zwischen den Finanzinstitutionen und dem Industrie- und Handelskapital bestehen fort.
Wie oben erwähnt ist Blackrock selbst rund 100 Milliarden Dollar wert. Die Allianz, die Münchener Rückversicherung und die Hannover Rückversicherung bringen zusammen rund 170 Milliarden Börsenwert zusammen[23]. Jeweils gewaltige Summen, aber durchaus nicht einzigartig für den Monopolkapitalismus in seinem imperialistischen Stadium. So bringt der in Deutschland beheimatete Softwarekonzern SAP als derzeit größte deutsche, börsengehandelte Aktiengesellschaft mit rd. 170 Milliarden Euro[24] gegenüber Blackrock nicht ganz das Doppelte auf die Waage!
Durch sein Vermittlungsgeschäft erzielte Blackrock im Jahr 2022 etwas weniger als 6 Milliarden Dollar Gewinn[25]. Auch das ist fraglos extrem viel Profit. Im Vergleich zu den 40 deutschen DAX-Konzernen wiederum liegt Blackrock damit zwischen BASF und der Deutschen Bank auf Platz 11 der Gewinnrangliste, also lediglich im oberen Mittelfeld. Setzt man den Gewinn von Blackrock in das Verhältnis zum verwalteten Kapital, ergibt sich 6 Milliarden Gewinn zu 10.000 Milliarden[26] verwaltetem Kapital. Das bedeutet: Blackrock erzielt als Gewinn die Quote von 0,06 Prozent der verwalteten Gelder. Dies verdeutlicht, dass die Blackrock zugeordneten Gelder nicht ihr Eigentum sind, sondern das verwaltete Kapital anderer Eigentümer. Blackrock kassiert „nur“ Provision für die Verwaltung. Daher sollte man den Wert und das Kapital Blackrock differenzieren zu den Geldern der Anleger, die von Blackrock verwaltet werden. Gegenüber manchen Beschreibungen „schrumpft“ Blackrock dann zu einer großen und erfolgreichen, internationalen Bank (ohne Kreditabteilung).
In der Konzentration der öffentlichen und linken Debatte auf Blackrock verschwinden drei wichtige Größen im Schatten. Einerseits der beschriebene und weltweit bedeutsame Allianz-Konzern, ein klassisches deutsches Monopol. Andererseits der maßgebliche Einfluss der oft etwas verharmlosend als Familienunternehmen bezeichneten Teile des deutschen Kapitals. Drittens – mit einer gewissen Überschneidung zu den Familienunternehmen- die reichsten deutschen Familien, die Milliardäre und Multi-Milliardäre. Auch wenn sich die Aktionärsstruktur der an der Börse gehandelten deutschen Monopole verändert hat, führt dies nicht zu einem Zurückdrängen der obersten Schicht des Kapitals in Deutschland, den superreichen Familien. Familienunternehmen wie VW, BMW, Merck und andere sind Monopole im Mehrheitsbesitz von Familien, nur die kleinere Anteilsanzahl wird an der Börse gehandelt. Teilweise sichern die Familien ihre Macht auch durch die Aufteilung in Stamm- und Vorzugsaktien[27]. Acht der 40 Monopole im DAX (Deutscher Aktienindex) sind Familienunternehmen bzw. Familien-Monopolkapital[28]. Auch im US-Monopolkapital spielt diese Eigentümerstruktur eine große Rolle. Tesla, Alphabet (Google) oder Meta (Facebook, Whattsapp) zählen unter Anderem zu den Familienunternehmen.
Das manager magazin hat ebenfalls eine Liste der größten deutschen Familienunternehmen veröffentlicht. Die zehn Größten sind in der u.a Tabelle aufgeführt.
Im Ergebnis geben diese Familienunternehmen dem anonym erscheinenden Kapital – wie es Brecht schon sagte – Name, Adresse und Gesicht! Und auch wenn sie den Profit auf dem ganzen Erdball suchen und oft auch finden: Sie sind das deutsche Kapital, hier sind ihre Zentralen, ihre Heimatbasis und die Figuren, die sie als ihren politischen Ausschuss, genannt Parlament und Regierung, beauftragen.
Noch etwas zum Einfluss von Blackrock. Ohne Frage ist der Einfluss – wie bei großen Banken – gegeben. Die Bündelung der verwalteten Kundengelder und die Einflussnahme in Hauptversammlungen oder durch direkte Kommunikation erfolgt auch für die Mittel, die Blackrock ja eben nicht gehören. Nach eigenen Angaben wiederum arbeitet Blackrock an einem Verfahren, mit welchem die Anleger selbst in den entsprechenden Hauptversammlungen ihre Stimmrechte ausüben können. Dann wäre formal der Einfluss Blackrocks reduziert. Doch macht es einen Unterschied, ob die Kleinkapitalisten abstimmen oder das große Blackrock? Oder beispielsweise die Anlagegesellschaft Deka der Sparkassen? Stimmt der Kleinanleger gegen seine Renditeinteressen? Stimmt er für weniger Rendite und mehr Lohn für die Arbeiter? Oder wird er sich meist nicht darum kümmern und nach dem Motto „Schlechtes Gewissen, aber gute Rendite“ alles so laufen lassen, wie es Blackrock schon lange in seinem Namen getan hat? Klar ist: Guten Kapitalismus gibt es nicht und unsere Befreiung werden wir nicht in der Aktionärsversammlung durch Abstimmung erreichen können.
Die Vermögensverwaltung Blackrock ist eine große Kapitalansammlung, die in beachtlicher Geschwindigkeit gewachsen ist. Die Tätigkeit ist ausschließlich Verwaltung, was einen geringeren Einfluss bedeutet als die direkte Beteiligung. Verwalter (Dirigent) und Eigentum fallen auseinander. Dies ist ein Prozess, der nach Marx historisch mit dem Durchbruch des Kapitalismus begann und in Formen wie Blackrock besonders deutlich sichtbar wird.
Es gibt andere große Gesellschaften ähnlicher Art. Zu den Wichtigsten zählt die Fondsgesellschaft Vanguard, der staatliche Pensionsfonds Norwegens, aber auch die Deutsche Bank-Tochter DWS. Das auf verschiedene Gesellschaften aufgeteilte Verwaltungsvolumen der Allianz-Gruppe liegt weltweit mit rd. 2,5 Billionen US-Dollar auf Platz Sechs[29].
Blackrock und andere Fondsgesellschaften haben heute Aktienpakete unter Anderem an den Monopolen des DAX in der Verwaltung. Diese entsprechen teilweise der Größenordnung, wie dies früher die großen Banken – insbesondere die Deutsche Bank – hatten. Die Veränderung ist in Deutschland auffällig, weil der direkte Beteiligungsanteil der Banken besonders hoch war.
Blackrock lenkt nur einen geringen Teil der von ihm verwalteten Gelder nach Deutschland. Die Anleger in Deutschland geben Blackrock mehr zur Verwaltung als von Blackrock verwaltete Gelder im deutschen Kapital angelegt sind.
Die derzeit größte Finanzinstitution in Deutschland ist der Allianz-Konzern. Dieser verwaltet auch mehrere Billionen an Kundengeldern. Allianz erzielte in den letzten Jahren regelmäßig deutlich mehr Gewinn als Blackrock.
Die reichsten Familien in Deutschland sind eine sehr kleine Schicht. Wir meinen hier die etwas mehr als 200 Familien, die als Milliardäre gezählt werden. Sie sind der Kern der deutschen Monopolbourgeoisie. Ihre Stellung, ihr Billionenvermögen, ihr Kapitalexport wird durch Blackrock nicht verändert oder gar gefährdet. Aber Blackrock ist ihnen hilfreich als Ablenkung von ihrem eigenen Handeln, von ihren Verbrechen, von ihren Profiten, von dem Blut an ihren Händen.
Somit steht auch am Ende dieser Betrachtung die Erkenntnis: Der Hauptfeind steht im eigenen Land und heißt deutscher Imperialismus!
Rolf Fürst
Familienunternehmen stellen sich selbst gern als überschaubar, sozial und für Staat und Gesellschaft engagiert dar. Sie versuchen sich so als die besseren Kapitalisten zu präsentieren. Angeblich zählt für sie nicht nur Rendite, sondern auch langfristige Entwicklung und der gesellschaftliche Zusammenhalt. Familienunternehmen nach der Definition heißt, dass die Mehrheit des Eigentums an der Firma in der Hand einer oder weniger Familien liegt. Nach Angaben des Verbandes der Familienunternehmen sind in Deutschland 90% aller Firmen Familienunternehmen. Der Anteil an den Beschäftigten beträgt 57% und 55% aller Umsätze machen Familienunternehmen[30]. Allein die 500 größten Familienunternehmen in Deutschland beschäftigen weltweit mehr als 6 Millionen Menschen und erzielen weltweit einen Umsatz von 1,4 Billionen Euro, wobei der Exportanteil größer ist als der Inlandsumsatz[31]. Nach einer Studie des Verbandes der Familienunternehmen sind 40% aller börsengehandelten Aktiengesellschaften in Deutschland Familienunternehmen. In den Bundesländern Niedersachsen, Baden-Würtemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen sind die Umsätze aus der Gruppe der 500 größten Familienunternehmen mehr als 50% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) des jeweiligen Bundeslandes.
Die Materialien des Familienunternehmerverbandes besagen außerdem, dass Umsatz, Anzahl der Arbeitsplätze und der Anteil von Produktionskapital höher ist als bei nicht-Familienunternehmen. Diese Daten dürften – mindestens überwiegend – zutreffen. Denn Familienunternehmen sind durchaus groß, sie sind genauso Monopole wie die Kapitalien der anderen Gruppe. Familienunternehmen sind in Deutschland relativ stark. In einer aktuellen weltweiten Rangliste des manager magazin liegen die deutschen Familienunternehmen Schwarz-Gruppe (Lidl), BMW und Bosch sogar auf den Plätze 4, 5 und 11 der Welt[32].
Quelle: manager magazin 5.7.2023 |
||||
Rang |
Monopol |
Familie |
Umsatz in Mrd. € |
Beschäftigte |
1 |
Volkswagen/ Porsche |
Piech / Porsche |
279 |
676.000 |
2 |
Schwarz-Gruppe |
Schwarz |
154 |
575.000 |
3 |
BMW |
Quandt / Klatten |
143 |
149.000 |
4 |
Aldi Nord/Süd |
Albrecht |
103 |
241.000 |
5 |
Fresenius |
Else Kröner-Fresenius (Stiftung) |
41 |
317.000 |
6 |
Continental |
Schaeffler |
39 |
199.000 |
7 |
Phoenix |
Merckle |
31 |
40.000 |
8 |
Metro |
Haniel / Schmidt-Ruthenbeck/Beisheim |
30 |
95.000 |
9 |
Heraeus |
Heraeus |
29 |
61.000 |
10 |
Boehringer Ingelheim |
Boehringer /v.Baumbach |
24 |
53.000 |
Familienunternehmen gehören Familien. Familienunternehmen werden oft etwas romantisch dargestellt, vor allem wenn die Eigentümer selbst als Chefs „mitarbeiten“. Diese sogenannten inhabergeführten Familienunternehmen sind eine nennenswerte Anzahl und oftmals handelt es sich um kleinere Betriebe. Auch diese Inhaber wollen einen Gewinn aus der Arbeit ihrer Arbeiter ziehen. In den Gruppen von Betriebsgrößen bis 250 Beschäftigten bilden die Familienbetriebe in ihrer Anzahl die Mehrheit, insbesondere bei Kleinbetrieben[33]. In den größeren Betrieben ist die Anzahl geringer, aber auch in den Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten sind noch 31% durch Familien kontrolliert. Die nachfolgenden Betrachtungen beziehen sich auf die reichsten Familienunternehmen mit riesigen Betrieben und weiterem Vermögen.
Die reichsten Familien in Deutschland haben normalerweise nicht nur eine Firma oder einen Konzern. Oft besitzen sie mehrere Konzerne oder zumindest größere Anteile daran. Die reichsten Familien sind zumeist schon seit Generationen mit großen Vermögen ausgestattet. Entsprechend verzweigen sie sich und die Anzahl ihrer zumeist nutzlosen Nachkommen vergrößert sich.
Die oberste Schicht dieser reichsten Familien sind diejenigen, deren Vermögen größer ist als eine Milliarde Euro. Gemessen an der Bevölkerung des Landes sind sie eine verschwindende Minderheit. Sie sind der kleine, harte Kern der deutschen Monopolbourgeoisie. Nach einer Rangliste des manager magazin[34] besitzen allen die zehn reichsten dieser Familien fast 270 Milliarden Euro:
Die Milliardärsfamilien besitzen natürlich nicht nur Firmen, eine Villa mit Pool und zwei Porsche. Ihr umfangreiches Vermögen verwalten sie üblicherweise breit gestreut. Neben Beteiligungen an verschiedenen Firmen besteht Geldkapital, Immobilien- und Grundvermögen, Rohstoffe und Weiteres. In der Regel natürlich im In- und Ausland.
Die Zahl dieser Milliardäre, bzw. Milliardärsfamilien hat sich in den letzten 20 Jahren über alle Krisen hinweg deutlich erhöht. Nach der Erhebung des manager magazin waren es 2003 in Deutschland 86 Familien mit Milliardenvermögen, zehn Jahre später schon 135 und aktuell (2023) nunmehr 226 Milliardärsfamilien.
Dieser kleine Kreis von Menschen ist es, der die oberste Schicht einer sowieso kleinen Gruppe bildet, der Gruppe der Kapitalisten. Diese oberste Schicht sind die Familien, die das Monopolkapital in ihren Händen haben. Sie sind hier, sie bestimmen in diesem Land und sie haben Name, Adresse und Gesicht.
Rang |
Name |
Vermögen 2023 in Mrd. € |
Firmen |
Branche heute |
1 |
Susanne Klatten und Stefan Quandt |
40,5 |
BMW; Altana; Delton; SGL Carbon |
Auto, Beteiligungen |
2 |
Dieter Schwarz |
39,5 |
Lidl, Kaufland |
Einzelhandel, Immobilien |
3 |
Familie Merck |
32,0 |
Merck |
Pharma, Chemie |
4 |
Familie Reimann |
30,5 |
JAB Holding (Jacobs Kaffee); Keurig Dr Pepper und Coty (beide USA) |
Getränke, Kosmetik, Tierkliniken |
5 |
Klaus-Michael Kühne |
28,5 |
Kühne + Nagel; Hapag-Lloyd; Lufthansa |
Logistik, Schifffahrt, Hotels, Luftfahrt |
6 |
Familien Albrecht und Heister |
26,5 |
Aldi Süd |
Einzelhandel, Immobilien |
7 |
Familie Porsche |
23,8 |
Porsche; Volkswagen |
Auto, Beteiligungen |
8 |
Familie Theo Albrecht junior und Familie Babette Albrecht |
18,4 |
Aldi Nord |
Einzelhandel, Immobilien, Grundbesitz |
9 |
Familie Henkel |
15,2 |
Henkel |
Konsumgüter |
10 |
Familie Otto |
13,7 |
Otto-Versand; ECE Group; About You; Paramount (USA); Park Property (Kanada) |
Versandhandel, Logistik, Immobilien, Beteiligungen |
1 in der 1914 erschienenen Schrift „Großbanken und Weltmarkt“, nach: Lenin, „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, LW 22, S. 234.
2 ebenda.
3 Der Begriff des Monopols oder der Monopole ist in der marxistisch-leninistischen Wissenschaft und Literatur grundsätzlich anders definiert als in der bürgerlichen Ökonomie. Die bürgerliche Ökonomie spricht nur dann vom Monopol, wenn auf einem bestimmten Markt (einem ökonomischen Gebiet, Land oder einer Branche) ein einziger Kapitalist als Verkäufer auftritt, den Markt also komplett beherrscht. Monopole sieht die bürgerliche Ökonomie daher eher selten. Stehen wenige Verkäufer auf der Seite der Kapitalisten, sprechen die bürgerlichen Ökonomen von einem sogenannten „Oligopol“ (Mineralölkonzerne, Automobilhersteller oder Lebensmittelhandelsketten). Die proletarische politische Ökonomie hingegen kennt diese verwischende Differenzierung nicht. Im Sinne des Marxismus-Leninismus sind beide Gruppen Monopole, weil in ihrem Vorgehen und ihrer Machtposition keine relevante Unterscheidung besteht. Die bürgerlichen Ökonomen verkennen das Wesen der Monopole, sehen nur die Momentaufnahme, nicht die Bewegung. Jedes Monopol strebt danach, den Weltmarkt alleine zu beherrschen, kann aber die Konkurrenz nicht völlig ausschalten. Insofern ist es eine völlige Fehlinterpretation der leninschen Imperialismusdefinition, wenn abgeleitet wird, am Ende würde die gesamte Ökonomie einer Nation in einem einzigen Monopol aufgehen.
4 Dies sind VW, Merck und Henkel; abgeleitet aus Studie „Die TOP 500 Familienunternehmen in Deutschland nach Umsatz und Beschäftigung“, herausgegeben 2022 von der Stiftung Familienunternehmen; www.familienunternehmen.de/media/public/pdf/publikationen-studien/studien/Die-TOP-500-Familienunternehmen-in-Deutschland_Studie_Stiftung-Familienunternehmen.pdf
5 Unter Infrastrukturanlagen versteht man eine breite Palette von privat finanzierte Straßen, Stromnetzen, anderen Netzen, Wasserversorgung, Energieerzeugung, Ölquellen, Wälder etc.
6 ETF steht für: Exchange Traded Funds, übersetzt: börsengehandelte Indexfonds. Diese neuere Art von Fonds gilt als besonders gut handelbar (liquide), kostengünstig und transparent. Mit dem Aufkommen der ETF gerieten die traditionellen Banken unter Druck, ihre Profitmarge reduzierte sich, es ergaben sich neue Verkaufswege. Der ETF-Handel findet dabei weiterhin an entsprechenden Börsen statt.
7 Börsenkurs 01.12.2023
8 Der Wert ist relativ stabil gewesen in den letzten Jahren. Möglicherweise zeigt dies auch eine gewisse Wachstumsgrenze von Blackrock, dies ist aber hier nicht fundiert geprüft
9 Dies betrifft die internationalen Bankregeln, also die sogenannten Basel-Regeln
10 www.blackrock.com/de/privatanleger/uber-blackrock ¸abgefragt 25.12.2023
11 ebenda
12 nach manager magazin Reichstenheft 1/2023
13 Das Merkmal der Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital ist ein wesentliches Merkmal in Lenins Definition des Imperialismus. Ausgeführt ist dies insbesondere in der maßgeblichen Schrift „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“.
14 Fraglos waren die neuen Eigenkapitalvorschriften für dieses Beteiligungsgeflecht ungünstig. Teilweise wurde diese Beteiligungsform als hinderlich für die betroffenen Industriemonopole gesehen. Die Banken waren stärker der Öffentlichkeit ausgesetzt und wurden im Krisenfall zu weiteren Investitionen gedrängt. In der Konkurrenz und in dem Ziel der Expansion erscheint der Schritt der Entflechtung nachvollziehbar, er erhöhte aber fraglos auch das Risiko.
15 www.deutschlandfunk.de/alles-muss-raus-118.html Skript Beitrag Deutschlandfunk vom 17.04.2005
16 der Anteil beträgt in der Spitze bei der Porsche Holding gar 75%. Obwohl öffentlich bekannt ist, dass diese Anteile den Familien Porsche/ Piech zuzuordnen sind
17 unter Anderem berichtet in der FAZ vom 26.07.2023
18 www.bundesbank.de/de/statistiken/aussenwirtschaft/auslandsvermoegen-und-verschuldung/auslandsvermoegensstatus-775722
19 Abgeleitet aus: www.manager-magazin.de/unternehmen/credit-suisse-die-folgen-fuer-die-versicherer-a-4cea2c62-6b6a-483e-8add-59ca0bdcdf34 ; Artikel vom 22.03.2023
20 Die Werte und Vergleichstabellen schwanken aufgrund der Wechselkursrelation von Euro und US-Dollar, sowie der Kursschwankungen insbesondere der Zinspapiere in 2022 aufgrund des weltweiten Zinsanstiegs
21 Vergleichsdaten „Ergebnis vor Steuern“ und „Ergebnis nach Steuern“ als Teil von „Kennzahlen Bilanz/ GuV“ auf Portalseite Finanzen.net ; abgefragt am 20.12.2023
22 Rückversicherungen sind Finanzkonzerne, mit denen die Versicherungen Verträge zum Ersatz hoher Schadenssummen z. B. bei Naturkatastrophen abschließen, sich also rückversichern. Muss z. B. die Allianz bei Hochwasser hohe Summen aufgrund vieler Gebäudeschäden an die bei ihr versicherten Kunden auszahlen, holt sie sich einen Teil davon wieder bei dem Rückversicherer, mit dem sie entsprechende Verträge abgeschlossen hat. Durch ihre weltweite Präsenz gleichen die Rückversicherer dabei auch regionale oder kontinentale Ausschläge im Schadenverlauf aus. Bei einem großen Wirbelsturm in einem Land wäre eine hauptsächlich in diesem Land tätige Versicherung schnell zahlungsunfähig. Durch die Weitergabe des Risikos an die Rückversicherung wird dies vermieden, die Rückversicherung wiederum gleicht die erhöhten Zahlungen in einem Jahr in einer Region aus mit geringeren Zahlungen in anderen Ländern oder Kontinenten aus.
23 Stand der Berechnung: 14.01.2024
24 Zum Zeitpunkt Mitte November 2023
25 Vor der Zahlung von Ertragssteuern
26 entspricht 10 Billionen
27 Dann bleiben die Stammaktien im Mehrheitseigentum der Familie, womit die Macht über den Konzern gesichert wird. Die Vorzugsaktien haben gewisse Vorrechte hinsichtlich der Dividende, geben aber im Normalfall keine Stimmrechte. Es gibt eine Vielzahl von rechtlichen Varianten, mit denen die Macht börsengehandelter Aktiengesellschaften in wenigen Händen gesichert bleibt.
28 Die Definition und Zuordnung großer Konzerne oder Monopole als Familienunternehmen ist dabei in gewissem Umfang unterschiedlich. So zählt der Verband der Familienunternehmen BMW derzeit nicht zu der Gruppe, obwohl unter Einbeziehung indirekter Eigentümer (Holdings) die Mehrheit bei wenigen Familien liegt. Weshalb das Manager Magazin und auch internationale Listen BMW wiederum zu den Familienunternehmen zählt. Ähnliche Abweichungen gibt es bei VW.
29 de.statista.com/statistik/daten/studie/192925/umfrage/groesste-unternehmen-im-asset-management-nach-verwaltetem-vermoegen-weltweit/
30 www.familienunternehmen.de/de/daten-fakten-zahlen
31 ebenda
32 www.manager-magazin.de/unternehmen/family-business-ranking-das-sind-die-groessten-familien-unternehmen-weltweit-wer-fuehrt-wer-faellt-ab-a-802b3309-e617-4c86-af71-f42fa0c204aa vom 06.06.2023. Warum hier VW/ Porsche wiederum nicht zusätzlich aufgeführt wird, ist nicht erläutert. Siehe hier frühere Fußnote zur unterschiedlichen Einstufung von Familienunternehmen
33 www.familienunternehmen.de/media/public/pdf/publikationen-studien/studien/Die-volkswirtschaftliche-Bedeutung-der-Familienunternehmen-2019_Stiftung_Familienunternehmen.pdf
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Klingt komisch, is´ aber so: Blackrock trägt ökonomisch den Charakter einer Bank, der Form nach ist es aber keine.
Wenn es um den Hauptfeind im eigenen Land geht biegen heute viele falsch ab in Richtung der US-amerikanischen Monopole, der Hauptkonkurrenz unserer Monopolbourgeoisie.
Schon das allererste Logo der Allianz von 1891 zeigt den deutschen Adler, damals noch unter der Kaiserkrone.
DAS deutsche Symbol, dem der traditionsbewusste Konzern, in stark stilisierter Form, bis heute treu geblieben ist.