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Kritik + Kritik + Kritik + Kritik

Liebe Genossen der AG Faschismus!

1. Ich verstehe nicht, warum ihr mit dem „kleinen Wörterbuch für den Antifaschisten“ erklären wollt, welche Wörter nicht benutzt werden sollen. Mir scheint viel wichtiger zu sein, für unsere Anschauung zu streiten, dass in unserem Land gegen die neuerliche Gefahr der Errichtung einer faschistischen Diktatur gekämpft werden muss. Bei dieser Überzeugungsarbeit werden wir nicht erfolgreich sein, wenn wir uns an solch einer Nebenfront wie dem Sprachgebrauch anderer Antifaschisten aufhalten.

2. Unter dem Wort „Sozialfaschismus“ wird gesagt: „Das EKKI (Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale“) hatte auf dem 6. Weltkongress diesen Begriff geprägt, der von der KPD entschieden korrigiert wurde, jedoch erst nach dem Machtantritt des Faschismus“. Das ist nicht glücklich formuliert. Die KPD hatte immer selber die Verantwortung für diesen Fehler übernommen, und das nie auf die internationale Ebene abgeschoben. Manche „Historiker“ ignorieren das, um Stalin einen dämonischen Einfluss auf Thälmann und die KPD zuzuschreiben. Solche Anschauungen wollt ihr ja nicht unterstützen, sondern bekämpfen. Ich finde es richtig, wie Genosse Kurt Gossweiler in einem Interview die Sozialfaschismus-These charakterisiert, nämlich als eine, die auf Grundlage objektiver Ursachen in Deutschland entstanden ist, und zwar „als Reaktion auf die pro-imperialistische, arbeiterfeindliche Politik der sozialdemokratischen Führer von Gustav Noske 1918/19 – („einer muss der Bluthund sein“) – bis zum Verbot der 1.Mai-Demonstration 1929 des Berliner SPD-Polizeipräsidenten Zörgiebel und dessen Schießbefehl, dem 33 Tote am 1. Mai 1929 zum Opfer fielen (...) Die vor dem Vergießen von Arbeiterblut nicht zurückschreckende Politik der Noske und Severing und Zörgiebel sowie die Tatsache, dass solche Führer faschistischer Regime, wie Mussolini in Italien, Pilsudski in Polen, aus der Sozialdemokratie hervorgegangen waren, bildeten die Grundlage für das Entstehen der Theorie. Dass die Sozialdemokratie, die sich im ersten Weltkrieg zum Sozial-Imperialismus und zum Sozial-Chauvinismus entwickelt hatte, sich nun auf dem Wege zum Sozialfaschismus befinde und selbst Träger eines faschistischen Regimes sein könne.

Dieser Fehler wurde auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale 1935 und dann auf der Brüsseler Konferenz der KPD korrigiert.

Mit Solidarischen Grüßen
E. W.-P.

Liebe Genossin!

1. Der Streit darüber – weshalb bestimmte Begriffe falsch sind und warum – ist eine Widerspiegelung der Auseinandersetzung um die richtige und somit effektivste Form des Kampfes gegen eine neuerliche faschistische Gefahr und um ihre jeweilige Einschätzung. Der Kampf gegen die Entstellung von Begriffen bzw. ihre Aufweichung war in der politischen Diskussion stets eine Haupt- und keine Nebenfront. Klarheit ist die Grundlage für die Organisierung des Kampfes - nicht nur in Sachen Antifaschismus. Neue und veränderte Begriffe transportieren klassenmäßige Inhalte/Interessen, die hinterfragt/offen gelegt werden müssen.

2. Sicherlich ist die Darstellung des Begriffes historisch nicht allumfassend (was eine historisch umfassende Darstellung ja nicht ausschließt etwa in einem eigenen umfassenderen Artikel). Ansonsten aber wurde herausgearbeitet und in Kürze dargelegt eben gerade der Zusammenhang, der in der momentanen Auseinandersetzung mit der und um die Sozialdemokratie die entscheidende Rolle spielt. Und dabei geht es im Wesentlichen um unsere jugendlichen Mitkämpfer, die aus Wut und Verzweiflung über diese Regierung leicht zu falschen Schlussfolgerungen kommen. Wichtig ist und bleibt: eine Auseinandersetzung führen zu können um diese Klärung in Form eines Wörterbuches, das einen Anfang darstellt für die weitere dringend notwendige Diskussion.

Brecht schrieb aus Svendborg „An den Schwankenden“:

Der Feind aber steht stärker da denn jemals.
Seine Kräfte scheinen gewachsen. Er hat ein unbesiegliches
Aussehen angenommen.
Wir aber haben Fehler gemacht, es ist nicht zu leugnen.
Unsere Zahl schwindet hin.
Unsere Parolen sind in Unordnung. Ein Teil unserer Wörter
Hat der Feind verdreht bis zur Unkenntlichkeit.

Mit solidarischen Grüßen
AG Faschismus

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