KAZ
Lade Inhalt

Solidarität

Kohle für die Eisenbahner

GEW Hessen startet Spendenkampagne für streikende französische Cheminots

Im laufenden Arbeitskampf der Beschäftigten der staatlichen französischen Bahngesellschaft SNCF setzen Management, Regierung und Staatspräsident Emmanuel Macron offensichtlich auf eine Strategie der Ermattung. Die Streikfront soll „ausgehungert“ werden. Hinzu kommt das internationale Totschweigen des Konflikts. Schließlich läuft die Auseinandersetzung schon seit Monaten.

Für den gelernten Investmentbanker Macron ist der Konflikt mit den kampfstarken Eisenbahnern ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zur Schwächung der Gewerkschaften und zur Durchsetzung einer französischen „Agenda 2010“ nach deutschem Vorbild. Denn die SNCF stellt bislang eine zentrale gewerkschaftliche Bastion im öffentlichen Dienst dar. Eine Zerschlagung des staatlichen Unternehmens würde unweigerlich die Belegschaft auseinanderreißen und schwächen. Insofern ist der Ausgang dieses Arbeitskampfes ebenso wichtig für die gesamte Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen wie der 1984 von der konservativen britischen Thatcher-Regierung gezielt provozierte Bergarbeiterstreik, der nach einem Jahr mit einer Niederlage für die Kumpel endete.

„Der Streik bei der SNCF ist momentan ein wichtiger Bezugspunkt für andere soziale Auseinandersetzungen in Frankreich“, bringt es in diesem Sinne der jüngste Beschluss des hessischen Landesvorstands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf den Punkt und verweist auf die Hochschulproteste gegen erschwerte Zulassungsbedingungen und den Widerstand gegen einen neu eingeführten unbezahlten ersten Krankheitstag (Karenztag) im öffentlichen Dienst Frankreichs.

Weil in Frankreich kein Streikgeld bezahlt wird, müssen die Eisenbahner und ihre Familien für den Arbeitskampf erhebliche finanzielle Opfer bringen. Sie streiken, obwohl ihnen das SNCF-Management versprochen hatte, die Verschlechterungen nach einer Privatisierung würden nur die neu Eingestellten betreffen. „Der Streik ist der Kampf einer sozial abgesicherten Belegschaft für die Rechte der jungen Generation. Diese Haltung ist bemerkenswert und verdient den höchsten Respekt“, heißt es in dem Beschluss.

„Macron ist dabei, unser wichtigstes Nachbarland umfassend im Sinne des Neoliberalismus umzubauen – von der Zerstörung von Arbeitsrechten über prekäre Jobs bis hin zur Ökonomisierung der Justiz, gegen die im März Richter und Staatsanwälte streikten“, fasst der Kasseler GEW-Aktivist Bernd Landsiedel, der den Solidaritätsappell initiiert hat, die Lage zusammen. „Wir sollten den internationalen Wettlauf um die schlechtesten Arbeitsbedingungen behindern, so gut wir können“, so sein Fazit.

Landsiedel will die gesammelten Spendengelder bei einem Besuch in Paris Ende Juni direkt an Gewerkschafter übergeben. Die Kampagne zieht derweil größere Kreise. Anfang der Woche schloss sich auch der hessische Fachbereich Medien der Gewerkschaft Verdi bei einer Landesvorstandssitzung dem Aufruf der GEW an.

Solidaritätskonto der GEW:

Sparda-Bank Hessen, IBAN: DE 53 5009 0500 0115 3536 02 Stichwort: Frankreich

Spenden unterstützen die Herausgabe der Kommunistischen Arbeiterzeitung
Email Facebook Telegram Twitter Whatsapp Line LinkedIn Odnoklassniki Pinterest Reddit Skype SMS VKontakte Weibo