KAZ-Fraktion: „Ausrichtung Kommunismus”
Am 18. Mai 2018 war es soweit: Vor geladenen Gästen – darunter dem „Festredner“ Frank Walter Steinmeier, wurde das Ludwig-Erhard-Zentrum in Fürth eingeweiht. Ab 20. Juni ist dann das „gemeine“ Volk zugelassen.
Trotz zahlreicher Proteste sozialer und antifaschistischer Initiativen wurde Erhard in seiner Geburtsstadt Fürth richtig abgefeiert. Das ganze Projekt – ein Dokumentationszentrum in seinem Geburtshaus und ein bombastischer Neubau direkt neben dem Fürther Rathaus – kostet ca. 18 Mio. € (geplant waren 10 Mio. €). Allein die Stadt Fürth (d.h. der Fürther Steuerzahler) ist mit 1,8 Mio. € dabei.
Nürnberger und Fürther Genossen der KAZ haben sich zu diesem Anlass, ausführlich mit der Person Erhards und seinem Wirken befasst. Rausgekommen ist u.a. ein Flugblatt, welches nicht nur einige in Vergessenheit geratene Details und Fakten der aktuell angesagten Geschichtsklitterung um Ludwig Erhard entgegensetzt, sondern auch das in diesem Zusammenhang äußerst schäbige Verhalten der Fürther SPD aufs Korn nimmt.
Nun ist es also bald soweit. Noch im Mai soll das neue Ludwig-Erhard-Zentrum (LEZ) in Fürth eingeweiht werden.
Zur Einweihung soll der zum obersten „Gruß August“ beförderte Frank Walter Steinmeier aus Berlin angereist kommen, ein Prosit auf Ludwig Erhard und die „Soziale Marktwirtschaft“ ist gewiss. Jener Herr Steinmeier, der einst als engster Vertrauter und Mitarbeiter von Schröder im Auftrag der deutschen Industrie, die bis heute geltenden, verheerenden Hartz-Gesetze verbrochen hat und somit seinen Beitrag zur Ausgestaltung der „Sozialen Marktwirtschaft“ „würdig“ geleistet hat. Just der Architekt der unsozialen Hartz-Gesetze soll also was zum Thema „sozial“ zu sagen haben – da kann man nur lachen!
Auf diesen Tag hat die Fürther Stadtsociety und haben die Fürther Politgranden lange genug gewartet.
Einem „Großen“ der Stadtgesellschaft wird Ehre erwiesen. Warum in früheren Jahren Ludwig Erhard aber zweimal die Ehrenbürgerschaft in Fürth verweigert wurde, davon will die Stadt, voran der OB („das dritte historische Versagen wäre es gewesen, wenn wir das Ludwig-Erhard-Zentrum nicht unterstützt hätten“, so OB Jung) und der größte Teil des Fürther Stadtrats nichts mehr wissen. So ändern sich die Zeiten.
Aber bekanntlich ist Verdrängung und Amnesie ein fürchterliches „Gebräu“ und von diesem Zaubertrunk scheint die Fürther Stadtratsmehrheit reichlich viel erwischt zu haben.
Dass am Ende der Bürger, der Steuerzahler die Rechnung bezahlt, ist völlig egal. Hatte der forsche OB Thomas Jung 2013 noch von 0,5 Mio. Euro Kosten für die Stadt gesprochen, so werden diese 2017 bereits auf 1,87 Mio. Euro. geschätzt. Man darf gespannt sein, was am Ende auf den Steuerzahler zukommt. Dass dabei u.a. soziale Projekte auf der Strecke bleiben – das juckt den OB und seine „Abnicker“ im Stadtrat nicht im Geringsten. Angeführt von einem Fraktionschef: „One Weißbier a day, keeps thinking away“ – wird entsprechend diesem Motto auch Politik gemacht.
Musterbeispiel dafür ist eben das Ludwig-Erhard-Haus. Da kommt eine „ausgemusterte“ ehemalige Fernsehmoderatorin daher, winkt mit einigen Geldscheinen, die sie sich vermutlich durch Einheirat in ein Fürther Unternehmen verdient hat und bringt die Idee mit dem LEZ ins Spiel. Dass darauf aber jemand hereinfällt und daraus ein solcher realer Irrsinn entsteht, wie dieses Zentrum, könnte gerne unter der Rubrik „Provinzposse“ abgetan werden, wenn nicht der Bürger letztlich der Dumme wäre.
Es hat auch gar nicht lange gedauert, bis die große Meute des Fürther Stadtrates der Idee von Frau Kurz, so heißt die Dame, lechzend und hechelnd hinterherlief und sich bis heute mit dem Nasenring durch die beschauliche Provinzmanege ziehen lässt. Wohl gibt es schon einige SPD’ ler, die das LEZ hinter vorgehaltener Hand ablehnen, sowohl den völlig überzogenen Bau als auch das Drumherum, aber es ist eine kleine Minderheit.
Vielleicht haben sich bis vor einigen Jahren doch noch einige mehr aus den Reihen der SPD nicht nur an die Beleidigungen und Attacken des jetzt so Geschätzten erinnert, die ihnen und ihrer Partei durch den Herrn Professor aus Fürth z.B. 1965 zugefügt wurden und haben ihm deshalb die Ehrenbürgerschaft verweigert?!
Erhard wirft SPD nahen Schriftstellern „Entartungserscheinungen“ vor.
Was war passiert?
In seiner ersten Regierungserklärung 1963 als Bundeskanzler umgarnte der Professor aus Fürth, die Intellektuellen in Deutschland: „Ich rufe die schöpferischen Menschen in der Bundesrepublik zur Mitarbeit in diesem Staate auf.“ (Spiegel, 21.Juli 1965)
Das sollte sich sehr schnell ändern, spätestens als 1965 eine Gruppe Literaten „für eine neue Regierung unter SPD-Führung plädierte“. Jetzt platzte dem „Maßhalter“ der Kragen. Und seine Reaktion kannte kein Maß mehr. „Ich muss diese Dichter nennen, was sie sind: Banausen und Nichtskönner, die über Dinge urteilen, von denen sie einfach nichts verstehen ... Es gibt einen gewissen Intellektualismus, der in Idiotie umschlägt ... Alles, was sie sagen, ist dummes Zeug.“ Und er rief im Nazijargon dazu auf, den „Entartungserscheinungen“ in der modernen Kunst und Literatur entgegenzutreten. „Da hört bei mir der Dichter auf, und es fängt der ganz kleine Pinscher an, der in dümmster Weise kläfft.“ (Spiegel, 21.Juli 1965)
Diese verbalen Attacken riefen nicht nur bei der SPD große Kritik hervor. Es gab auch heftigste Reaktionen aus dem demokratischen Spektrum.
Nichtsdestotrotz wird verkündet: Einem „Großen“ der Stadt Fürth soll mit dem LEZ gedacht werden!
Was ist davon zu halten?
Erhard arbeitete mit dem Massenmörder Ohlendorf am Konzept der „Sozialen Marktwirtschaft“.
Es war Ludwig Erhard, der 1944 noch innig mit dem verurteilten Kriegsverbrecher und ehemaligen SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf bereits an einer Nachkriegswirtschaftsordnung arbeitete „mit einem aktiven und waagemutigen Unternehmer-tum“ („junge Welt“, 04.08.2017, S. 12).
Es war Ludwig Erhard, „der mit Otto Ohlendorf 1944/45 im Reichswirtschaftsministerium sein Konzept der „sozialen Marktwirtschaft“ aus-handelte.“ „Ohlendorf bestand im Nürnberger Prozess ausdrücklich darauf, dass er vorher als Einsatzgruppenleiter an der Ostfront aus besserer Einsicht nicht nur die jüdischen Männer, sondern auch ihre Frauen und Kinder hatte umbringen müssen, damit aus ihnen keine Rächer am deutschen Volk entstehen könnten“ ... „Ohlendorf, der 1945 unter dem Hitler Nachfolger Karl Dönitz noch selbst für einige Wochen zum Reichswirtschaftsminister aufgestiegen war, wurde 1951 wegen Mordes an 90.000 Menschen von den US- Besatzungsbehörden gehenkt, während Ludwig Erhard als sein bundesdeutscher Nachfolger bereits als Vater des deutschen Wirtschaftswunders tätig war.“ („junge Welt“, 23.-26.12.2017)
So gehen Karrieren!
Erhard ein „tüchtiger“ Mitarbeiter im „Arisierungsgewerbe“ und ein „tüchtiger“ Berater der „Reichsgruppe Industrie“!
Ludwig Erhard war „... ebenfalls im Arisierungs-gewerbe tätig ... ein tüchtiger Mitarbeiter des Entjudungsspezialisten und Gauleiters Josef Bürckel ... Als Berater der Reichsgruppe Industrie für die Nachkriegsordnung kam Erhard regelmäßig nach Berlin und übernachtete im Haus seines Schwagers Dr. Karl Guth, des Hauptgeschäftsführers der Reichsgruppe Industrie, des heutigen BDI ... Abends setzte man sich zusammen, oft kam noch Karl Blessing dazu, der spätere Präsident der Bundesbank, damals Chef der Kontinentalen ÖL-AG ... der Mann, der 1965 von Bundeskanzler Erhard das Großkreuz des Bundesverdienstordens erhielt ... und ... Mitglied im Freundeskreis Reichsführer-SS war ... Es war – kurz vor dem „Endsieg“ – fast immer eine fröhliche Runde ... „Wir tranken gute, um nicht zu sagen erlesene Weinsorten, manchmal Whiskey oder Kognak bis in die Nacht hinein ... Die Bestände sollten geräumt sein, bis die Russen kommen würden.“ („ junge Welt“, 28.10.2013)
Erhards Tätigkeit als „volkswirtschaftlicher Berater“ für die annektierten Gebiete
Erhard bereiste im Auftrag der „Reichsgruppe Industrie“ (RGI) von den Nazis okkupierte Gebiete, um gutachtlich darzustellen, wie diese Gebiete effektiv für das „Reich“ zu nutzen sind. Hier nur einige seiner „Erkenntnisse“:
„ ... Der polnische Arbeiter hat sich ja als willig und fleißig erwiesen, wenn auch seine Leistungen nicht an reichsdeutschen Maßstäben zu messen sind. Dies ist der Ausfluss mangelnder Erziehung und rassisch bedingter Eigenschaften. Unter den östlichen Völkern dürfte ein völlig anderes Glücks-empfinden vorherrschen ... Nicht wachsender Wohlstand, sondern das innere Ungestörtsein des einzelnen Menschen wie des ganzen Volkes scheinen den östlichen Völkern erstrebenswert ... Das mangelnde Organisationstalent der Polen hat auf keinem Gebiet Lösungen, sondern immer nur kurzatmige Auswege gefunden ... alles ist willkürlich, fast zufällig und häufig auch unecht und nur falscher Schein ... Das polnische Volk hat weder die Gestaltungskraft noch den Gestaltungswillen. Die es zu so wahrhaft kultureller Leistung befähigt und die hingereicht hätte, dieser Kultur innerhalb der wirtschaftlichen Betätigung Ausdruck zu geben ...“ (Christian Gerlach, „Ludwig Erhard und die „Wirtschaft des neuen deutschen Ostraumes“, in Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik, Nr.13, Berlin 1997)
Und der Professor aus Fürth wollte sich den Kontakt mit der „minderwertigen Rasse“ auch angemessen entschädigen lassen und forderte eine Gehaltserhöhung, denn er müsse „in polnischen Quartieren schlafen oder in Wartesälen zwischen der polnischen Zivilbevölkerung übernachten, wodurch ein Schutz vor Infektions-krankheiten nicht gewährleistet werden kann.“ (Christian Gerlach a.o.a.O. S. 249)
Aber: Es gab nicht nur Zweifel an den moralischen und menschlichen Fähigkeiten, sondern auch an den politischen Fähigkeiten des Professors aus Fürth.
Erhard: Ein Beispiel, dass in Deutschland auch „Nullen“ Bundeskanzler werden können!
Erhard versuchte gleich nach dem Krieg als bayrischer Wirtschaftsminister den ebenfalls von den Amerikanern eingesetzten Staatssekretär Georg Fischer (KPD) aus dem Amt zu drängen. Fischer wies nach, dass etwa 30 im Wirtschaftsministerium Beschäftigte ehemalige zum Teil hochrangige Nazis waren. „Vom Blutsordensträger des Hitlerputsches vom November 1923 bis hin zum Rüstungsbeauftragten der Hitlerschen Kriegswirtschaft war alles vertreten.“ (Georg Fischer, „Vom aufrechten Gang eines Sozialisten ... “, Berlin/Bonn 1979)
Als Erhard 1946 zurücktreten musste, kam eine Untersuchungskommission zu einem vernichtenden Ergebnis für die Behörde von Erhard. Zu den Korruptionsvorwürfen und Schiebereien in Erhards Ministerium äußerte sich Dr. Alois Schlegel (CSU) im Landtag: „Erhard hat in der Bayerischen Wirtschaftsverwaltung ein Chaos hinterlassen, ... seine Eignung als Minister ist gleich Null.“ (Bernd Engelmann, „Wie wir wurden, was wir sind“, S. 167)
Nicht nur Erhard hat den Beweis erbracht, dass in Deutschland auch „Nullen“ Minister und Bundeskanzler werden können!
Nicht einmal Gott hat uns vor Erhard geschützt!
Nachdem die Franzosen sich 1947 der damaligen Bizone anschlossen, wurde Erhard im März Direktor für die Wirtschaft in dem vereinten Wirtschaftsgebiet. Als Erhard in dieser Funktion in die Politik der Alliierten hineinpfuschte, gab es allseits einen großen Aufschrei. Entgegen deren Vorhaben, hob Erhard einen Tag vor der Einführung der Währungsreform die Zwangsbewirtschaftung und die Preisbindung auf. Dadurch stiegen die Preise stark an. Am 12. November 1948 riefen die Gewerkschaften den Generalstreik aus. Die Journalistin Marion Gräfin Dönhoff kommentierte die damalige Politik Erhards wie folgt: „Wenn Deutschland nicht schon eh ruiniert wäre, dieser Mann mit seinem vollkommen absurden Plan, alle Bewirtschaftungen in Deutschland aufzuheben, würde das ganz gewiss fertig bringen. Gott schütze uns davor, dass er einmal Wirtschaftsminister wird ... (vgl. „Forum Deutsche Kultur“, 30.06.2017).
Bekanntlich hat uns Gott einmal mehr nicht geholfen, auch nicht bei der Realisierung dieses ach so frommen Wunsches der Frau Gräfin!
Die Amerikaner halten Erhard für bestechlich!
Erhard war alles andere als ein „ehrbarer“ Kaufmann. Das sollte die sogenannte Rosenthal-Affäre ans Licht bringen. Bekanntlich hatten die Nazis den Juden ihre Geschäfte und ihr Eigentum weggenommen und gegen einen geringen Preis an „Arier“ verkauft. Nach dem Krieg wurde mit Hilfe der Alliierten versucht, diese „Arisierungen“ rückgängig zu machen. 1949 sollte die bekannte Porzellanfabrik Rosenthal AG den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben werden. Erhard wollte das mit allen Mitteln verhindern und intervenierte bei den Alliierten. Er hatte schließlich einen gut dotierten Beratervertrag mit der Rosenthal AG. Die Amerikaner hielten ihn deswegen für bestechlich! ... (vgl. „Forum Deutsche Kultur“, 30.06.2017).
Der Vater der „Sozialen Marktwirtschaft“ und seine Würdigung in Fürth!
Ludwig Erhard wird immer wieder, als Vater der „Sozialen Marktwirtschaft“ tituliert. Dass er an diesem Konzept in enger Tuchfühlung mit Nazis gestrickt hat, bleibt freilich unerwähnt.
Das Konzept hat sich in der Praxis auch schnell als das herausgestellt, was es in Wahrheit ist: Eine schöne Worthülse, die sich noch unter der Kanzlerschaft Erhards in Schall und Rauch aufgelöst hat. Denn als der „Aufschwung“ der westdeutschen Wirtschaft 1966 erstmals ins Stocken kam, musste Erhard seine Sachen packen.
Allein die Begrifflichkeit ist ein Euphemismus wie er im Buche steht. In Wahrheit verbirgt sich dahinter Ausbeutung und Profitmacherei auf dem Rücken breiter Teile der Bevölkerung. In Wahrheit hat dieses Wirtschaftsprinzip weder was mit „sozial“ noch mit „Marktwirtschaft“ zu tun.
Und sein oft zitierter Appell vom „Maß halten“ wirkte allein angesichts seiner enormen Leibesfülle schon immer lächerlich und grotesk.
Aber die Fürther Initiatoren rd. um ihre Vorsitzende Kurz juckt sowas überhaupt nicht. Sie lassen es vollends krachen, denn nach ihrem Willen entsteht im Geburtshaus von Erhard und im neuen LEZ schließlich die Möglichkeit „Soziale Marktwirtschaft“ sozusagen von der Pike auf zu studieren und zu lernen. Und da kann jeder mitmachen!
Für unsere lieben „Kleinen“ soll sogar ein „Lern-Supermarkt“ eingerichtet werden. Hier kann schon mal von klein an geübt werden, wie es ist, später mal mit Harz-IV über die Runden zu kommen.
Der nostalgische Erhard-Fan kann sich im Café (eingerichtet im Muff der 50er Jahre) mit dem Lieblingskuchen von Erhard und/oder einem deftigen Linseneintopf stärken, damit er die weiteren Exponate ganz im Sinne des Erhard‘schen Wohlstandbauches fertig „genießen“ kann.
Klar ist, dass eine kritische Bewertung und Einordnung von Ludwig Erhard vor dem Hintergrund dieses „Wohlstandsgedöns“ nur allzu störend bei den ganzen Herrschaften empfunden wird. Richtig rund wird das Ganze, wenn man weiß, wer im LEZ bald das Sagen hat.
Springer Stiftung macht „Wissenschaft“ im LEZ!
Bereits die bisherigen Redner bei der Verleihung des sogenannten Ludwig-Erhard-Preises“ (z.B. Otmar Issing, Roland Berger, Hans-Werner Sinn und Joachim Starbatty) haben klargemacht, wohin die Richtung geht, nämlich gegen die Rechte der Arbeitnehmer und gegen die Gewerkschaften. Für diese Herren sind Tarifverträge, Kündigungs-schutz, kürzere Arbeitszeiten usw. blanker Unfug und passen nicht in das Gefüge der „Sozialen Marktwirtschaft“ im Erhard’schen Sinne.
Wessen Geist das LEZ in Zukunft erfüllen soll, zeigt sich auch daran, wer die Stiftungsprofessur finanziert: Es ist die Friede-Springer-Stiftung.
Friede Springer war einst Kindermädchen im Hause Axel Springer und hat sich dort zur Geliebten von Axel Springer „hochgearbeitet“. Sie wurde 1978 seine fünfte Ehefrau. Ihr Vermögen wird auf rd.4 Milliarden Euro geschätzt. So geht „Soziale Marktwirtschaft“! Noch Fragen?
Allein der Stiftungsauftrag (Grundsätze) lässt keinen Zweifel, welch „objektive Wissenschaftlich-keit“ da bald aus dem LEZ zu erwarten ist, wenn es dort u.a. als Vorgabe heißt: „Verteidigung der freien sozialen Marktwirtschaft“.
Karl Marx hat diese Art der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft schon vor 150 Jahren treffend charakterisiert:
„Es handelt sich jetzt nicht mehr darum, ob dieses oder jenes Theorem wahr sei, sondern ob es dem Kapital nützlich oder schädlich, bequem oder unbequem, ob polizeiwidrig oder nicht. An die Stelle uneigennütziger Forschung trat bezahlte Klopfflechterei, an die Stelle unbefangener wissen-schaftlicher Untersuchung das böse Gewissen und die schlechte Absicht der Apologetik.“ (Karl Marx, „Das Kapital“ Bd. 1, MEW 23, S. 21)
Im Stiftungskuratorium sitzen im Übrigen ebenfalls einige illustre Figuren, z.B. Marianne Birthler, Horst Köhler und ein gewisser Prof. Dr. Joachim Sauer, Ehemann von Merkel, der für diese schweiß-treibende Tätigkeit 10.000 Euro pro Jahr kassiert. Man nimmt doch gerne, was einem so zugesteckt wird! Wie man auch weiß, ist Friede Springer eine „Busenfreundin“ von Frau Merkel – wehe dem, der Böses dabei denkt!
In diesem Sinne:
– Keinen Cent Steuergeld für dieses Projekt!
– Wir brauchen das LEZ nicht!
– Es rettet uns kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“
Als Direktor der Verwaltung für Wirtschaft startete Erhard ab März 1948 seine wirtschaftsliberale Offensive. „Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken lässt“, war sein Credo für eine ungebremste Marktwirtschaft.
Die Preise steigen, die Verbrauchsteuern werden erhöht. Erhards Politik diente allein dem Ziel, die Kapitalbildung der Unternehmen zu fördern. Darin sah er den Königsweg zu dynamischem Wirtschaftswachstum. Die Kaufkraft der Bevölkerung wurde rasch abgeschöpft. „Das ist das praktische Resultat Ihrer Politik, dass Sie die Menschen zur Verzweiflung treiben durch das, was Sie Freiheit nennen“, begründete der SPD-Abgeordnete Erwin Schoettle im Wirtschaftsrat den Antrag seiner Fraktion, Erhard aus dem Amt zu entlassen. Geschäftsboykotts und Massenkundgebungen erschütterten die Westzonen. Erhard jedoch weist die Kritik als „hysterisches Gekeife der Kollektivisten aller Sorten“ zurück. Daraufhin riefen die Gewerkschaften am 12. November 1948 zum bisher einzigen Generalstreik in der Bundesrepublik auf. Das Ziel: Schluss mit der Preistreiberei, Sturz des „Wirtschaftsdiktators“.[1]
Am 21.3.1962 verkündete Erhard seinen „Appell zum Maßhalten“ mit einer Rundfunkansprache. Er warnte vor einer angeblich aggressiven Lohnpolitik, die ein unverkennbares Dahinschwinden der internationalen Wettbewerbskraft unserer Wirtschaft zur Folge habe. Das hatte er unter dem Beifall seiner christdemokratisch-christsozialen Parteigänger schon eine Woche vorher im Bundestag behauptet. Die Stoßrichtung war klar: Es ging gegen die Gewerkschaften, gegen deren, wie der Wirtschaftsminister es sah, Machtgelüste. Gleichzeitig initiierte er das Berlinhilfegesetz, das Spekulanten durch Sonderabschreibungen traumhafte Gewinne bescherte.
Der Historiker Karl Heinz Roth kam schon 1995, nachdem er neu aufgefundene Schriften Erhards ausgewertet hatte, zu dem Ergebnis: „Der Erhard-Mythos ist ein Gemisch aus Verdrängung, Verschweigen, Schutzbehauptungen und Halbwahrheiten [...] Sie[die aufgefundenen Dokumente]verweisen auf einen Ökonomen, der die Kriegswirtschaft der NS-Diktatur rückhaltlos bejahte und es sich zur Aufgabe machte, ihre Strukturen binnenwirtschaftlich und annexionspolitisch zu effektivieren“.[2]
Aus: „Landbote“: „...doch Ludwig Erhard war ein ehrenwerter Mann“, Fürther Geschichtslegenden von Siegfried Imholz
1 Handelsblatt, 25.06.06 „Der Tag X“.
2 Karl Karlheinz Roth: „Das Ende eines Mythos...“, in1999 Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts’ Ausgabe 4/95 S. 55 und 61.
Nach einem kurzen Intermezzo als Verantwortlicher für die Fürther Wirtschaft setzte ihn die amerikanische Militärregierung am 28. September 1945 als Wirtschaftsminister der provisorischen bayerischen Regierung ein. Erhard selbst hatte sich sofort nach dem Einmarsch der US-Streitkräfte in Fürth am 19. April 1945 den neuen Herren angeboten. Das ging ohne Schwierigkeiten, da er trotz Unterstützung des Nazi-Systems kein Mitglied der NSDAP war. Dass er „eine amerikanische Entdeckung“ gewesen sei, ist falsch und gehört zu jenen Legenden, mit denen er sich später schmückte.1
Nicht ohne Ironie kommentiert ein naher Verwandter, der Fürther Daniel Lotter, in seinem Tagebuch, die Metamorphose Erhards zum Demokraten der ersten Stunde: ...Unklar ist mir auch, dass unser Verwandter Ludwig, der ja auch während der Nazizeit die Situation gut zu nutzen verstand, vor den Augen der jetzigen Machthaber Gnade gefunden hat..., und wir haben bisher nicht gewusst und nicht erkannt, welche Kraft in unserem früheren Nachbarskinde und jetzigen Vetter steckt....2
Am 2. März 1948 wurde Erhard zum Direktor der bizonalen Wirtschaftsverwaltung gewählt. Es war kein Zufall, dass er sich dort mit Dr. Prentzel3, ein ehemals führender IG Farben-Vertreter, 1948 als Leiter der „Verwaltung Wirtschaft“ in der Bizone wiederfand und beide die Entflechtung der IG Farben-Industrie im Interesse der deutschen Chemiekonzerne in Angriff nahmen. Nach alliierten Gesetzen waren Kriegsverbrecher für die Besetzung solcher Posten grundsätzlich auszuschließen, doch Erhard, verantwortlich für Entscheidungen in Personalfragen, wiegelte ab: „.bei vielen Deutschen (sei) eine innere Wandlung erfolgt. Im Himmel sei mehr Freude über einen reuigen Sünder als über 1000 Gerechte“.4
Seinem Fürther Freund, dem NSDAP-Stadtrat und Arisierer Gustav Schickedanz, stellte er schon im Juni 1946 einen der begehrten Persilscheine aus: „Ohne die Entscheidung des Spruchkammerausschusses auch nur im geringsten beeinflussen zu wollen, stellt sich mir Herr Schickedanz als ein typischer Mitläufer dar, der aber in jeder Phase der Entwicklung dem System innerlich widerstrebte“5
Erhard ernannte 1949 Ernst Kutscher zu seinem persönlichen Referenten. Alle Vorwürfe Kutscher sei ein hoch belasteter Nazi-Täter wies Erhard mit der Begründung zurück, dieser sei ja von der Spruchkammer entlastet worden. Ernst Kutscher (NSDAP Mitglied seit dem 1. Mai 1933) hatte am 3. und 4. April 1944 auf der Tagung der Judenreferenten in Krummhübel, zum Thema „Die Propagandathesen im Rahmen der antijüdischen Auslandsaktion“ gesprochen. Seine Leitsätze „Die Juden sind die Urheber des Krieges. Sie haben die Völker in den Krieg hineingetrieben, weil sie an ihm interessiert sind. – Die Juden sind das Unglück aller Völker. – Ein jüdischer Sieg würde das Ende jeder Kultur sein (Beispiel Sowjet-Union). – Kämpft Deutschland gegen den Juden, so tut es das nicht nur für sich, sondern für die ganze europäische Kultur.“ Aufgrund seiner Tätigkeit bei den Nationalsozialisten war Kutscher vom Frankfurter Wirtschaftsrat schon 1947 seines Postens enthoben worden.6
Nicht anders verfuhr Erhard im Fall des ehemaligen Oberscharführers der SA, Friedrich Louis. Gegen die Bedenken des Bundesinnenministeriums wurde Louis Ministerialrat im Wirtschaftsministerium. Es handle sich um „hochqualifizierte Fachkräfte“ und man müsse „der allseits erstrebten endlichen Beendigung der Entnazifizierung“ Nachdruck verleihen, notierte Erhard 1951.7
Im Winter 1949/50 wurde Dr. Ludger Westrik Erhards Staatssekretär. Wieder ein alter Bekannter aus dem Arbeitskreis der Reichsgruppe Industrie.
„Wir haben uns doch ganz schön von Katastrophe zu Katastrophe heraufgerappelt“, kommentierte der „Volkskanzler“ während seiner Amtszeit von 1963 bis 1966 jeden Hinweis auf deutsche Kriegsschuld und Nazi-Verbrechen und fand damit die Zustimmung der meisten Landsleute.
Auf eine Anfrage der Linken zitiert die Bundesregierung 2011 aus der Habilitationsschrift von Bernhard Löffler8 aus der hervorgeht, dass von 204 Spitzenbeamten in Erhards Bundeswirtschaftsministerium von 1949 bis 1962 mehr als die Hälfte eine NS-Vergangenheit hatten. Vier von ihnen waren bereits vor 1933 Mitglied der NSDAP, 29 Prozent seit März 1933 und 20 Prozent seit 1937. Sie waren im Dritten Reich NS-Rotten-, bzw. Scharführer, SA-Obersturmführer und SA-Sturmbannführer, vier gehörten der Reiter-SS an und sieben der allgemeinen SS, ein weiterer war SS-Rottenführer. „Ihre beruflichen Karrieren begannen und festigten über 60 Prozent der untersuchten Ministerialbeamten (von den Abteilungs- und Unterabteilungsleitern sogar fast 85 Prozent) in den Reichsministerien oder anderen öffentlich rechtlichen Dienststellen vor 1945, etwa ein Fünftel davon (von den Abteilungs- und Unterabteilungsleitern 45 Prozent) war bereits vor 1933 eingestellt worden“.9
Aus: Landbote: „...doch Ludwig Erhard war ein ehrenwerter Mann“, Fürther Geschichtslegenden von Siegfried Imholz
1 Laitenberger, Volkhard, Ludwig Erhard- der Nationalökonom als Politiker, Göttingen 1986, S. 44.
2 Herbert Jungkunz (Hrsg.) „Das Tagebuch des Daniel Lotter 1934-1946, Fürth o. J. S. 252
3 Prentzel, Felix Alexander: Ab 1941 durch Vermittlung des Wirtschaftsministeriums als Militärverwaltungsoberrat im Wirtschaftsstab Ost des Oberkommandos der Wehrmacht. Er war zuständig für die Ausbeutung der besetzten Gebiete der Sowjet-Union P. organisierte hier u.a. große Kohletransporte. Später wurde er in die Zentrale des Feldwirtschaftsamtes nach Berlin zum Leiter der Industrieabteilung im Rang eines Obersten berufen. Wolf, Mechthild, „Prentzel, Felix Alexander“, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 699 f.
4 Janis Schmelzer: „Des Mörderkonzerns williger Helfer – Ludwig Erhard und die IG FARBEN“ in www.cbgnetwork.org/818.html 03/2004.
5 Vgl. Eckart Dietzfelbinger: „Warum braune Flecken kein Makel bleiben: Anmerkungen zum Fall Gustav Schickedanz“, in: Transit 2 (2008), S. 31 – 37.
6 Bernhard Löffler: Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis. Das BMWi unter Ludwig Erhard, Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 162, Stuttgart 2002, S. 205 s. a. Norbert Frei: Vergangenheitspolitik, München 1999, S. 321 und Eckart Conze, Norbert Frei, u.a.(Hrsg.), Das Amt und die Vergangenheit, München 2010, S. 575 ff.
7 Bernhard Löffler: a.o.a.O.
8 Bernhard Löffler, a.o.a.O. S. 173 ff.
9 Bernhard Löffler, a.o.a.O. S. 578.
Am 31. März 1965 erklärte Erhard auf dem 13. Parteitag der CDU (Motto: „Es geht um Deutschland“) die Klassengesellschaft in Deutschland, für abgeschafft!
So einfach geht das also!
„Die deutsche Gesellschaft von heute ist keine Klassengesellschaft mehr...Diese Gesellschaft von heute ist keine Gesellschaft von kämpfenden Gruppen mehr. Sie ist immer mehr im Begriff, Form zu gewinnen, das heißt, sich zu formieren...Mehr denn je bedarf unsere Gesellschaft übergreifender politischer Willensträger und Willensentscheidungen...Die Union, meine Freunde, ist heute als der ständige Appell an unser Volk zu begreifen, sich zu einer großen Willenseinheit zusammenzuschließen...“ (vgl. junge Welt, 31. März 2015)
Deutschland sollte eine zur Willenseinheit zusammengeschweißte, moderne Nation werden – eine „Formierte Gesellschaft“ eben.
Natürlich konnten sich viele Parteitagsdelegierte nur zu gut an eine solch „große Willenseinheit“ erinnern und klatschten wie wild Beifall...denn viele von ihnen hatten einmal einer anderen Partei angehört, die auch von einem „Volkskanzler“ geführt wurde. Und Erhard mahnte die Deutschen an, sich auf große Aufgaben und Prüfungen vorzubereiten. Fragen, die die ganze Nation angehen würden. Und weiter: „Nation verstehen wir in diesem Bezuge nicht mehr im Sinne eines überholten Nationalismus; wir verstehen die Nation in der Perspektive der sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Entwicklung als eine „Formierte Gesellschaft“.
Was genau darunter zu verstehen war, führte Reinhard Opitz wie folgt aus:
„Der Plan ist umfassend durchdacht, durchaus auf Langfristigkeit angelegt und als das strategische Grundkonzept künftiger CDU-Politik ernsthafter Kenntnisnahme zu empfehlen. Zweierlei geht aus ihm hervor: Erstens: dass es der CDU und den mit ihr verbundenen Industriekonzernen und Bankkreisen unverändert um den europäischen Osten geht, also um eine Veränderung des mitteleuropäischen Status quo der Art, dass am Ende ein der industriellen Großmacht Gesamtdeutschland zugeordneter osteuropäischer Staatengürtel stünde. Zweitens: welche Wege man für gangbar hält, um dieses alte, nach menschlichem Ermessen längst unerreichbare Ziel doch noch erreichbar zu machen.“
„Außenpolitische Erstarkung“ war das Ziel. Dies konnte aber nur durch die Erhöhung der industriellen Leistungsfähigkeit erreicht werden.
Opitz weiter: „Eine derartige Kraftsteigerung, wird nur für möglich gehalten, wenn eine Bündelung aller gesellschaftlichen Gruppen der Bundesrepublik auf dieses Ziel hin erfolgt und konkurrierende gesellschaftliche Interessen radikal ausgeschaltet werden. Die auf lange Sicht angelegte Strategie der „Formierung“ Westeuropas und der übrigen nichtöstlichen Welt erfordert also zunächst die „Formierung“ der eigenen Gesellschaft.“
Vor allem den Gewerkschaften war in diesem Konzept eine neue Rolle zugeordnet.
„...nämlich ihre eigenen Mitglieder statt auf die bisherigen Gruppenziele nun auf die gesamtgesellschaftlichen Ziele zu orientieren. Dies lässt sich nur vorstellen, wenn zuvor eine Funktionsumkehrung all dieser Gruppen stattgefunden hat: Die Gewerkschaften nicht mehr als Anwalt der sozialen Forderungen ihrer Mitglieder, sondern als gemeinwohlorientierter Verband zur Aufklärung der Mitglieder über die Unangemessenheit ihrer Forderungen...“ (vgl. junge Welt, 31. März 2015)
Aber auch hier war nicht Erhard der wichtigste Vordenker und Namensgeber. Der Begriff „Formierte Gesellschaft“ stammt aus der Feder von Rüdiger Altmann, seinerzeit Public Relations Berater von Erhard und stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie – und Handelstages (DIHT). Altmann wiederum war Schüler und Freund von Carl Schmitt, dem Staatstheoretiker und Kronjuristen der Nazis. (vgl. junge Welt, 31. März 2015)
So schließt sich einmal mehr der Kreis. Mit dem Konzept der „Formierten Gesellschaft“ knüpften Erhard und Konsorten nahtlos an die „Volksgemeinschaftsidee“ der Nazis an.
Der Sohn eines Fürther Textilkaufmannes hatte 1925 bei Franz Oppenheimer in Frankfurt promoviert. 1928 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in das von Wilhelm Vershofen geleitete Nürnberger Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware eingetreten und wurde ab 1933 auch mit Geschäftsführungsaufgaben betraut. Im selben Jahr suchte er auch nach „angemessenem Wohnraum“. Er findet ihn – protegiert durch verwandtschaftliche Bande – als Mieter in einer Villa in Fürth Dambach, Forsthausstr. 49. Die jüdischen Besitzer Hans und Wilhelm Kohnstamm hatten sie 1932 an Erhards Schwager Dr. Wilhelm Kluth verkaufen müssen, um nach der Wirtschaftskrise Bankkredite zu tilgen.1
Erhard verfügte über enge Verbindungen zur Konsumgüterindustrie, zu den Organisationen des Groß- und Kleinhandels und hatte engen Kontakt zu Großindustriellen wie Philipp Reemtsma und Wilhelm Rudolf Mann, Vorstandsmitglied der IG-Farben AG. Besondere Beziehungen besaß Erhard zur Führungsspitze der Reichsgruppe Industrie. Karl Albrecht, der die Außenwirtschaftsabteilung der RGI leitete, war Mitherausgeber der Zeitschrift des Vershofen-Instituts. Der Hauptgeschäftsführer der RGI, Karl Guth, war Erhards Schwager.2
Noch 1932 hatte Erhard in der linksbürgerlichen Zeitschrift Das Tagebuch einen Beitrag Hjalmar Schachts3, in dem dieser wesentliche Elemente der faschistischen Wirtschaftspolitik skizzierte, mit scharfer Polemik abgelehnt.4 Aber bereits Anfang 1934 hatte er sich den neuen Verhältnissen angeschmiegt: In der Zeitschrift Die Deutsche Fertigware verkündete er: „Die bejahende Einstellung zum neuen Staat und zur neuen Wirtschaft bedeutet hier mehr als ein Lippenbekenntnis“.5
1937 übernahm Ludwig Erhard Aufträge von verschiedenen Zweigen der Reichsgruppe Industrie für branchenspezifische Preiskalkulationen. Im Folgejahr setzte Reichskommissar Josef Bürckel den 41jährigen Erhard für die Evaluierung des gesamten Rationalisierungs- und Einverleibungsprozesses in Österreich ein. Bürckel, zwischen 1939 und 1940 Gauleiter in Wien, war für die „geordnete“ Enteignung jüdischer Vermögen in Österreich und die Massendeportationen der Wiener Juden verantwortlich. Erhard war wohl sachverständig, weil das Institut in arisiertem Besitz residierte. 1939 vollzog das Institut zur Wirtschaftsbeobachtung – wie Nürnbergs Bürgermeister Eickemeyer lobte – „einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Entjudung in der Stadt der Reichsparteitage“, durch die Übernahme von drei Gebäuden aus jüdischem Besitz. Als Bürckel nach der Eroberung Frankreichs ab März 1941 zum Chef der Zivilverwaltung Lothringens aufstieg, ließ er sich wieder von Erhard beraten und verschaffte ihm einen Dauerauftrag zur Überwachung der Reorganisation und Germanisierung der gesamten lothringischen Wirtschaft.6 In der offiziellen Erhard-Biografie verharmlosend als „Betreuung“ bezeichnet, bestand Erhards Aufgabe in der reibungslosen Eingliederung dieser Industriebereiche in die deutsche Kriegswirtschaft.
Dass Erhards Professur an seiner Weigerung der deutschen Arbeitsfront beizutreten gescheitert und er deshalb als Mitarbeiter des „Instituts für Wirtschaftbeobachtung der deutschen Fertigware“ in Nürnberg, einer Vorläuferin der GFK, entlassen worden sei, ist eine jener Legenden mit denen er nach 1945 seine Vita vernebelte. „Erhard hat seine Habilitationsschrift nie eingereicht. Die Nazis hatten damit nichts zu tun[...]. Mit seinen Auslassungen zur „Krisenüberwindung“ die weniger erarbeitet als empfunden waren, [...] konnte er aus wissenschaftlichen Gründen nicht habilitiert werden“.7 Seine Entlassung aus dem Vershofen-Institut war die Folge eines simplen Kompetenzstreits mit seinem Chef.
1942 verlässt Ludwig Erhard nach einem langwierigen Streit mit dem Direktor des Instituts und seinem Mentor Wilhelm Vershofen das Institut in Nürnberg.8 Mit Hilfe „gestandener Männer der deutschen Wirtschaft“, so Erhard, unter ihnen Wilhelm Zangen (Mannesmann – Generaldirektor und Leiter der RGI), Karl Blessing (Vorstandsmitglied der Kontinentalen Ölgesellschaft und Mitglied des „Freundeskreises Reichsführer SS“) und Schwager Karl Guth habe er nach seiner Entlassung dem Vershofen-Institut wieder Fuß gefasst. Die RGI eröffnete dem arbeitslosen Wissenschaftler nicht nur, wie Erhard in einem Exposé für Ohlendorf ausführte, „durch mittelbare Unterstützung [...] die Möglichkeit zur Begründung des Instituts für Industrieforschung. Sie stellte dem ebenfalls in Nürnberg errichteten Institut auch 150.000 RM jährlich zur Verfügung.
1939/1940 reichte Erhard beim Reichswirtschaftsministerium eine Denkschrift über binnenwirtschaftliche Probleme der Kriegswirtschaft ein und bereiste in den Folgejahren im Auftrag des RGI okkupierte Gebiete in Elsass-Lothringen und Polen, um Möglichkeiten der wirtschaftlichen Nutzung für die deutsche Kriegsindustrie zu eruieren. Erhard erstellte eine Reihe Gutachten, in denen er die Kriegswirtschaft der Nationalsozialisten rückhaltlos bejahte: „Der totale Krieg erforderte die stärkste Konzentration aller Kräfte“.9
Über seine Berichte war der Auftraggeber, die Haupttreuhandstelle Ost – die Institution, die die Enteignung des polnischen Vermögens organisierte – voll des Lobes. Erhard hatte linientreu die Polen als günstige Arbeitssklaven eingeschätzt.
Aus: „Landbote“: „... doch Ludwig Erhard war ein ehrenwerter Mann“, Fürther Geschichtslegenden von Siegfried Imholz
1 Kohnstamm Pieter; Schwarz, Helmut, „Mut zum Leben“, Eine Familie auf der Flucht in die Freiheit, Würzburg, 2016, S. 234.
2 Michael Brackmann: Vom totalen Krieg zum Wirtschaftswunder. Essen 1993,; S. 155-159.
3 Hjalmar Schacht, „Grundsätze deutscher Wirtschaftspolitik“. Schacht war 1933 Reichsbankpräsident und1934 -1937 Wirtschaftsminister der Nationalsozialisten
4 Mühle, Dieter: Ludwig Erhard. Berlin 1965, S. 23.
5 Mühle, Dieter, a..a.O. S. 37.
6 Nach Otto Köhler „Wie Ludwig Erhard im Januar 1945 zusammen mit dem später gehängten SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf die Soziale Marktwirtschaft erfand“ in Junge Welt 19.9.2009.
7 Volker Hentschel: a.o.a.O. S. 22.
8 Ludwig Erhard am 10.4.1963 im ZDF s.a. Ludolf Herbst Krisenüberwindung und Wirtschaftsförderung in VFZ 3/1977 S. 322.
9 Ludwig Erhard „Beiträge zur Kriegswirtschaft“ 1939/1940, in Karl Karlheinz Roth: „Das Ende eines Mythos ... .“ 4/95 S. 64.
Letzte Meldung!!! Staus in China! „LEZ“ bringt Verkehr zum Zusammenbruch! Letzte Meldung!!!
Laut dem Kurator der Ausstellung im LEZ (Prof. Daniel Koerfer, Geschichtsprofessor in Berlin und zugleich Immobilienhändler – eine wahrlich interessante Kombination ) steht Fürth vor einer verheißungsvollen Zukunft, denn mit dem LEZ rechnen die Fachleute ... mit Bussen voller Chinesen und Japaner. Nicht zuletzt deshalb sind alle Texte deutsch und englisch formuliert... (vgl. „Fürther Nachrichten“, 20.04.2018)
Nach bisher von dem Kurator und aus dem Fürther Rathaus unbestätigten Meldungen sind in China und Japan bereits die Autobahnen verstopft, mit Bussen voll unterwegs nach Fürth – sie sollen etwa Weihnachten hier ankommen. Im Fürther Rathaus wird derweil überlegt, wo man die Busse parken kann. Eine Task Force soll bereits eingesetzt sein, man munkelt hinter vorgehaltener Hand, dass der Abriss des Rathauses – auch wegen der nicht mehr passenden Architektur – wohl als Option gehandelt wird!
1. Generalstreik November 1948 bei Siemens in Nürnberg (Foto: Stadtarchiv Fürth)
1. Generalstreik November 1948 bei Siemens in Nürnberg (Foto: Stadtarchiv Fürth)
„Der Turmbau von Babel ist ein Dreck dagegen!“. Neues LEZ neben dem Fürther Rathaus.