Für Dialektik in Organisationsfragen
Wer in Berlin eine Einladung zur Impfung gegen Covid-19 bekommt, erhält einen Plan mit sechs Impf-Zentren, bei denen man sich telefonisch oder im Internet zwei Termine geben lassen kann. Hier eine Momentaufnahme zwischen dem 23. und dem 26. März: Bei vier der sechs Impf-Zentren erhält man im Internet die Meldung: „Aufgrund der starken Nachfrage ist dieses Zentrum nicht mehr verfügbar (…) Versuchen Sie es in ein paar Tagen erneut oder suchen Sie ein anderes Zentrum.“ In diesen Zentren wird mit BionTech und Moderna geimpft. In zwei weiteren Zentren kann man noch am selben Tag einen Termin bekommen. Dort wird der in Verruf geratene Impfstoff AstraZeneca verimpft. Wie viele Menschen jetzt wohl lieber warten statt sich mit AstraZeneca Impfen zu lassen? Das kann eine tödliche Entscheidung sein. Nicht geimpft zu sein ist tatsächlich das größtmögliche gesundheitliche Risiko. Es war schon merkwürdig die letzten Monate: Es sah so aus, als wenn AstraZeneca systematisch kaputt geschrieben wird, ohne Rücksicht auf eventuell tödliche Folgen (während BionTech das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde). Und das schloss sich auch nahtlos an die öffentliche Häme und Gehässigkeit gegen den vollzogenen Brexit an.
Nun hat die Internet-Plattform german-foreign-policy.com bestätigt, dass dieser Eindruck nicht trügt. Dort heißt es:
„Für heftigen Unmut sorgt im Vereinigten Königreich (…) die anhaltende Kampagne in der EU gegen den Impfstoff von AstraZeneca (Hauptsitz: Cambridge). Die Union und mehrere Mitgliedstaaten, nicht zuletzt Deutschland, haben den Konzern wegen Lieferverzögerungen scharf attackiert, die Nutzung des Vakzins zunächst mit einer Altersbeschränkung versehen sowie seine – im Vergleich zum BioNTech/Pfizer-Vakzin (Deutschland/USA) – etwas geringere Wirksamkeit regelmäßig abwertend betont; jüngst kam ein Impfstopp wegen Unklarheiten bei mehreren Fällen von Blutgerinnseln nach der Impfung hinzu. Die EU-Beschwerden lösen in Großbritannien umso mehr Ärger aus, als auch andere Impfstoffe (BioNTech/Pfizer, Moderna oder Johnson & Johnson) immer wieder mit Verspätung ausgeliefert werden und Nebenwirkungen – auch Blutgerinnsel – teilweise mit Todesfolge hervorrufen, ohne dass dies zu vergleichbaren Attacken führt; die Altersbeschränkung für das AstraZeneca-Vakzin musste nach einer Weile kleinlaut aufgehoben werden. Dennoch hat die EU-Kampagne den Ruf des britischen Impfstoffs, der – nicht zuletzt von der WHO empfohlen – vom Serum Institute of India (SII) in Lizenz auch für viele ärmere Länder produziert wird, gravierend beschädigt.“ (www.german-foreign-policy.com/news/detail/8557/)
E.W-P.