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Gedicht

Das Lied vom SA-Mann

Als mir der Magen knurrte, schlief ich

Vor Hunger ein.

Da hört ich sie ins Ohr mir

Deutschland erwache! schrein.


Da sah ich viele marschieren

Sie sagten: ins dritte Reich.

Ich hatte nichts zu verlieren

Ich lief mit, wohin war mir gleich.


Als ich marschierte, marschierte

Neben mir ein dicker Bauch

Und als ich „Brot und Arbeit“ schrie

Da schrie der Dicke das auch.


Ich wollte nach links marschieren

Nach rechts marschierte er

Da ließ ich mich kommandieren

Und lief blind hinterher.


Und die da Hunger hatten

Marschierten matt und bleich

Zusammen mit den Satten

In irgendein drittes Reich.


Sie gaben mir einen Revolver

Sie sagten: Schieß auf unsern Feind!

Und als ich auf ihren Feind schoß

Da war mein Bruder gemeint.


Jetzt weiß ich: drüben steht mein Bruder.

Der Hunger ist‘s, der uns eint

Und ich marschiere, marschiere

Mit seinem und meinem Feind.


So stirbt mir jetzt mein Bruder

Ich schlacht‘ ihn selber hin

Und weiß nicht, daß, wenn er besiegt ist

Ich selber verloren bin.


Bertolt Brecht

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