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Hasta Siempre Commandante – für immer!

Sein Leben lang hat Fidel Castro mit und für sein Volk für die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung gekämpft. Wie unüberwindbar auch die Hürden erschienen, wie übermächtig die Feinde – er ließ sich nicht beugen. Er wusste das kubanische Volk hinter sich, er wusste die Geschichte hinter sich. Auch dann noch, als die Konterrevolutionen in Europa und Osteuropa über die sozialistischen Saaten hinwegfegten und die kubanische Revolution in eine ihrer schwierigsten Phasen brachten. Diese unerschütterliche Gewissheit war es denn auch, die das kubanische Volk weiterkämpfen und standhalten ließ und lässt.

Wir drucken im folgenden Auszüge aus einer Rede[1], die er auf dem 16. Kongress der kubanischen Arbeiter am 28. Januar 1990, dem 137. Geburtstag von José Martí, gehalten hat:

Zur Gegenwärtigen nationalen und internationalen Lage Kubas, hervorgerufen durch die Veränderungen in Osteuropa

Verehrte Gäste, Genossinnen und Genossen, Delegierte des XVI. Kongresses:

Einige mögen sich gefragt haben, ob ich wohl sehr aufgewühlt auf diese Tribüne trete, aber dem ist nicht so, denn es ist nicht möglich, mehr Gefühle zu erleben, als die, die wir in diesen Tagen gelebt haben.

Der gesamte Kongress war, das können wir sagen, voll ausdrucksvoller Emotionen, die gestern Nacht, beim Marsch der Arbeiter, Studenten und der gesamten Bevölkerung von den Treppen der Universität bis zum Denkmal José Martís ihren Höhepunkt fanden. Wie Ihr alle wisst, feiern wir heute seinen Gedenktag. Ich ziehe es vor, über das Geschehen ruhig und gelassen zu sprechen. Wir haben alle Arbeiterkongresse seit dem Sieg der Revolution miterlebt, sind also in der Lage, die Veränderungen einzuschätzen und diesmal nehmen wir bewusst an diesem Kongress teil, der in der entscheidendsten Phase der Geschichte unserer Revolution stattfindet.

Die anderen Kongresse fanden unter normalen Bedingungen statt, dieser Kongress jedoch unter außergewöhnlichen. Etwas, was ich von der ersten Minute an miterleben konnte, war das außerordentlich kämpferische Auftreten der Delegierten. Ich glaube, es war eine ausgezeichnete Idee, dass Ihr in Euren Milizuniformen gekommen seid. Man konnte auch feststellen, dass es eine neue Generation von Gewerkschaftskadern gibt, die viel besser vorbereitet, viel besser instruiert, viel besser gebildet, viel politischer, viel bewusster und so revolutionär ist, wie sie es nur in dieser Phase unserer Revolution sein kann.

Inmitten weltweiter Verwirrung

Wie gestern schon gesagt, dieser Kongress findet inmitten einer weltweiten Verwirrung statt, und man kann gar nicht genug betonen‚ wie wichtig es ist, in einem solchen Moment der universalen Verwirrung einen klaren Kopf, klaren Geist und klare Ideen zu haben. Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig war, von einer weltweiten Verwirrung zu sprechen, denn diese Verwirrung findet sich hauptsächlich unter den fortschrittlichen Kräften, im Bereich der wahrhaft demokratischen Ideen, im Bereich der sozialistischen und revolutionären Ideen. Warum sind die Imperialisten und Kapitalisten nicht verwirrt? Sie wissen ganz genau, was sie in Händen halten, sie wissen ganz genau, was hinsichtlich der Geschichte der Menschheit in diesen Zeiten gespielt wird.

Ich habe gestern, bei einer bestimmten Gelegenheit, als unsere Gäste noch nicht da waren und später dann, als sie anwesend waren, nachgedacht und mich gefragt: Verstehen die überhaupt diesen Kongress richtig? Begreifen die, was hier passiert? [...]

Es gab einige, die fanden es bedenklich, andere fanden es bewundernswert, dass eine Anzahl von Mitgliedern des Politbüros hier bei diesem Kongress anwesend war. Einige fragten sich, ob das nicht vielleicht die Freiheit der Meinungsäußerung beschneiden könne, es verbieten würde, frei Meinungen zu äußern. Klar, das was hier passiert, ist nicht üblich in der Welt, erst recht nicht in der kapitalistischen, aus der viele unserer Gäste kommen. [...]

In diesen Ländern versammeln sich nicht alle Minister, um mit den Arbeitern zu reden, dort tritt nicht die gesamte Regierung zusammen, um vor den Delegierten der Arbeiter Rechenschaft abzulegen und jede Frage eines jeden Delegierten zu beantworten. So etwas gibt es nicht und wird es niemals in einem kapitalistischen Land geben und, was am traurigsten ist, man sah es auch nicht in den sozialistischen Ländern, die sich von ihren eigenen Massen entfernt hatten. Man sieht sie nicht, die Zentralkommitees der regierenden Parteien, bei einem Kongress der Arbeiter, um ebenfalls Rechenschaft abzulegen, um zu erklären, oder jedwede Frage jedwedes Delegierten zu beantworten. Dieses ungewöhnliche Vorgehen erregte Aufmerksamkeit, bei einigen volle Befriedigung, bei anderen einen gewissen Verdacht, bei einigen wenigen extremen Verdacht, aber das ist normal in einer Epoche des weltweiten Misstrauens.

Auf Kuba sind die Arbeiter Eigentümer aller Reichtümer des Landes

Es gab noch mehr Ungewohntes: wie die Arbeiterschaft und ihre Repräsentanten sich gemeinsam um die kleinsten Details der Produktion kümmerten. Ungewohnt erscheint das nur aus dem einfachen Grund, weil es kein Kongress kapitalistischer Produktionsmittelbesitzer war. [...]

Auf einem Arbeiterkongress in einem kapitalistischen Land reden die Ausgebeuteten, die, die einen in Stunden errechneten Mehrwert erbringen müssen. Dort sprechen die Verelendeten, die Unterdrückten, die Versklavten. Denn nur nach einer sozialistischen Revolution sind Arbeiter und Eigentümer, Arbeiter und Reichtumseigner eines Landes die gleiche Person. Und zwar nicht in dem Sinne von „Eigentümer einer Fabrik“ oder „kollektivem Eigentümer einer Fabrik“, so wie das einige in die sozialistische Idee hineinschmuggeln wollten, sondern „Eigentümer aller Fabriken, aller Reichtümer eines Landes“ – das ist der einzige und wahrhafte Sinn des Begriffes sozialistischen Eigentums, nicht etwa die Inbesitznahme bestimmter Produktionsmittel durch ein Kollektiv von Arbeitern! [...]

Unsere Gäste haben sehen können, wie sich der Kongress entwickelt hat, und wie jeder einzelne der Delegierten für die Interessen des ganzen Volkes, der ganzen Gesellschaft gekämpft hat, ganz unabhängig davon, wie jeder einzelne es ausdrückte oder ausdrücken konnte. Es ging um die Besonderheiten und Probleme bestimmter Sektoren, die hier diskutiert wurden, wie zum Beispiel des Transportsektors, wie der Transport organisiert werden muss, damit er der Produktion nutzt, der Bevölkerung nützt. Oder es ging um die Probleme im Bauwesen, in der Landwirtschaft, die der Wissenschaft und der Technik. Es wäre lang und unnütz, all die Themen aufzuzählen, die wir hier analysiert haben. Wo in aller Welt, wenn nicht inmitten einer tiefgreifenden sozialistischen Revolution, kann man den Satz hören, den wir hier so oft gehört haben: „Wir sind nicht hier, um zu fordern, wir sind nicht gekommen, um Forderungen zu stellen.“ Was für ein seltsamer Ort! Auf welchem Planeten, in welchem Winkel dieser Erde kann man das hören, dass auf einem Arbeiterkongress keine Forderungen gestellt werden, ja, dass gesagt wird: Wir sind gekommen, um zu geben! Da ist es verständlich, dass bei einigen Gästen der Eindruck entstand, man habe sie statt in ein Flugzeug in eine Rakete gesetzt und auf irgendeinen fremden Planeten geschossen.

So war unser Kongress. Aber da war noch etwas mehr. Dieser Kongress atmete den Geist des Internationalismus, atmete revolutionären Geist. Mit jeder Pore atmete er Patriotismus, Entschlossenheit und Bereitschaft zum Kampf. Er zeigte die Einheit unseres Volkes in allen ihren Formen.

Einheit – was für eine seltsame Sache in unserer heutigen Welt. Auch das muss unseren Gästen wie etwas Außerirdisches erschienen sein. [...]

Unsere Stärke liegt in unserer Einheit

Deswegen auch bestehen wir auf unserer Einheit, und deswegen habe ich auch vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit europäischen Parlamentariern, die dieses Thema anschnitten, gesagt: Unser Warschauer Pakt, unsere NATO ist die Einheit des Volkes. Dieses kleine Land hat sich in der Vergangenheit, in der Gegenwart mit seiner Einigkeit verteidigt und wird dies auch in Zukunft tun – gegen den reaktionären und imperialistischen Koloss, gegen diesen Angreifer, dem wir entgegentreten müssen und dem wir niemals erlauben werden, die Einheit unseres Volkes zu schwächen, unser Volk zu spalten. Es kann daher keinerlei Zweifel daran geben, dass wir diese Einheit, mit der wir hinter den revolutionären Ideen, hinter der gerechtesten Gesellschaftskonzeption in der Geschichte der Menschheit, hinter dem Sozialismus und Kommunismus stehen, um jeden Preis erhalten und verteidigen werden.

Das müssen wir laut sagen in dieser Zeit, in der es schon ein Verbrechen zu sein scheint, vom Sozialismus zu sprechen und ein noch größeres, das Wort Kommunismus in den Mund zu nehmen. [...]

Zur führenden Rolle der Kommunistischen Partei

Es ist unwesentlich, ob die führende Rolle einer Kommunistischen Partei in einer Verfassung verankert ist oder nicht. Soll das etwa bedeuten, dass ich damit ein Zugeständnis an neoliberale oder bürgerliche Strömungen mache? Nein, denn wir hatten dies am Anfang nicht in unserer Verfassung und dennoch gab es eine Bewegung und später eine Partei, welche die Revolution und den Staat viele Jahre lang leitete und noch leiten wird. Wie ich mich auch dazu stelle, es war die Geschichte, der Kampf, durch den die Partei ihre Rolle erhalten hat. Die Verfassung der Republik ist nicht die Mutter der Geschichte. Die Verfassung ist auch nicht die Mutter der Revolution. Unsere sozialistische Verfassung ist vielmehr die Tochter der Geschichte, die Tochter der Revolution. [...]

Bei uns wurde die Partei nicht durch die sozialistische Verfassung geschaffen, sondern unsere Partei schuf die sozialistische Verfassung. Genauso gibt es in Kuba nicht deswegen den Sozialismus, weil es so in der Verfassung steht, sondern es gibt eine sozialistische Verfassung, weil zunächst der Sozialismus auf Kuba geschaffen wurde. Das Ganze ist eine Frage der verfassungsmäßigen Ordnung, aber eine rein taktische Frage. Gegenwärtig haben wir die führende Rolle der Partei in unserer Verfassung stehen und gegenwärtig denken wir nicht daran, sie aus ihr herauszunehmen.

Ich wiederhole: Die Rolle der Partei kann in der Verfassung stehen oder nicht, und gegenwärtig steht sie drin. Wenn die Yankees, die Imperialisten und die Reaktionäre als erstes diese Forderung als Waffe, als Instrument im Kampf gegen den Sozialismus gebrauchen, so ist das erste, was wir nicht tun werden, dieses. Wenn dort der Imperialismus verschwunden sein wird oder was sonst passieren mag, die Jahre vergehen und künftige Gesetzgeber eine neue, eine bessere Verfassung machen wollen, kann es sein, dass sie diesen Punkt ändern, mehr aus formalen Gründen. Aber eines ist klar: Wir ändern nichts, weil wir die Zukunft mit der Realität einer weiterhin führenden Rolle der Partei sehen.

Weder Marx noch Lenin noch Engels haben sich darüber geäußert, an welchem Tag die Partei aufhören wird zu bestehen. Sie sagten, dass eines Tages der Staat verschwinden würde, was etwas mehr ist als die Partei. Noch ist, wie wir sehen, dieser Moment weit entfernt, an dem der Staat aufhört zu existieren und noch müssen wir uns mit diesem Apparat herumschlagen – was sollten wir sonst tun? Das eben gesagte gilt theoretisch und über die Theorie hinaus in der Praxis für den Tag und für die Welt, in der der Staat verschwunden sein wird. Bis dahin sollten wir nicht die Rakete besteigen, um auf einem anderen Planeten zu landen, solange wir diesen Planeten nicht geändert haben.

Noch verhindert der Kapitalismus die Zivilisation der Menschheit

Karl Marx meinte, dass an jenem Tag die Menschheit ihrer Urgeschichte entwachsen wäre. Ich glaube, ich habe geglaubt und ich werde es immer glauben, dass an dem Tag, an dem die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen verschwindet, dass an dem Tag, an dem die Menschheit sich durch die Prinzipien des Sozialismus leiten lässt und mehr noch durch die Prinzipien des Kommunismus, sie tatsächlich ihrer Vorgeschichte entwachsen sein wird, weil sich die Menschheit tatsächlich bis heute in einem vorgeschichtlichen Zustand befindet. Alles was ich tagtäglich sehe, ist eine prähistorische Gesellschaft, eine imperialistische, eine kapitalistische. Was ich sehe, sind Jahrhunderte voller monströser Verbrechen, bis hin zur Ausrottung ganzer Völkerschaften. [...]

Deshalb meine ich: Das Leben hat bis heute nicht die Antwort darauf gegeben, wann sich auch nur einige der schönsten Ziele der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus und großen Revolutionäre erfüllt haben werden. Deshalb sind diese Instrumente für uns unverzichtbar und sie werden es bleiben für wer weiß wie lange Zeit.

Einerseits wird von uns verlangt, dass wir irgendeinen Artikel aus der Verfassung streichen, aber gleichzeitig beginnen sie zu fordern, dass sich die Kommunistischen Parteien auflösen und an einigen Orten der Welt werden schon die Parteilokale, die übriggeblieben sind, mit Gewalt gestürmt, anderswo werden sie beschlagnahmt. Sie fordern die Auflösung und einige der Parteien haben sich tatsächlich schon aufgelöst. Einige sind dabei, sich aufzulösen, andere versprechen, sich bald aufzulösen. Und hinter all diesem ein wütender Antikommunismus. [...]

Wir sind auf den Volkskrieg vorbereitet

Ich glaube, dieses Thema ist einer näheren Betrachtung wert. Unser Volk war gezwungen, sich über Jahre hinweg auf bestimmte Gefahren vorzubereiten. Seit fast 10 Jahren verstärken wir unsere Verteidigung und sind dabei, das Konzept des Volkskriegs anzuwenden. Wir haben glücklicherweise Pläne für alle Varianten ausgearbeitet, beginnend mit der militärischen Blockade des ganzen Landes. In diesem Fall würde hier nicht einmal eine Kugel Munition ankommen. Das wußten wir vor den aktuellen Problemen aufgrund der Überlegenheit im Bereich konventioneller Waffen, die das Imperium in dieser Zone der Welt besitzt, seiner Überlegenheit in der Luft und zur See, die es unmöglich machen würden, dass nur eine einzige Kugel Munition aus dem Ausland eingeführt werden könnte.

Sie könnten eine Totalblockade verhängen, und wir haben unsere Pläne erarbeitet, um einer solchen Blockade zu widerstehen. Es könnte sich auf eine Blockade beschränken, oder es könnte eine Blockade mit militärischen Vergeltungsmaßnahmen sein, oder eine Blockade mit einem Zermürbungskrieg gegen unser Land, oder eine Blockade mit einer Invasion in unser Land. Wir haben Pläne für alle diese Varianten entwickelt und wir haben uns mit der Überzeugung vorbereitet, dass jedwede Aggressionsvariante gegen uns, wie kostspielig sie auch sei, früher oder später zerschlagen würde, einschließlich der übelsten von allen, der Invasion und Besetzung des Landes.

Wir haben in unserem Land Verteidigungszonen organisiert, Männer, Frauen, Kinder, Junge und Alte sind organisiert, das ganze Land ist organisiert, um den Aggressoren einen unbezahlbaren Preis abzufordern, ihnen soviel Schaden und Verluste zuzufügen, dass ihnen keine Alternative bleiben wird, als sich aus unserem Land zurückzuziehen.

Vorbereitung auf die „totale Blockade“

Wir haben ernsthaft mit allen diesen Varianten gearbeitet. Welch ein Weitblick unserer Partei, und wie nützlich waren die in diesen Jahren unternommenen Anstrengungen auf der Grundlage einer Konzeption, die von einer Beteiligung des ganzen Volkes an diesem Kampf ausgeht. Dennoch, es können andere Situationen eintreten, auf die wir uns ebenfalls vorbereiten müssen. Wir bezeichnen den möglichen Fall der totalen Blockade als besondere Lage in Kriegszeiten. Aber wir müssen uns auf alle möglicherweise auftretenden Situationen vorbereiten. Das schließt ein, dass wir uns auf das Eintreten einer solchen besonderen Lage in Friedenszeiten vorbereiten müssen. [...]

Was bedeutet eine derartige besondere Lage in Friedenszeiten? Die Probleme im ökonomischen Bereich können angesichts der Wirtschaftsbeziehungen mit den osteuropäischen Ländern derart gravierend werden oder die Probleme können sich im Zusammenhang mit bestimmten Entwicklungen in der UdSSR derart zuspitzen, dass unser Land mit einer äußerst schwierigen Versorgungslage konfrontiert würde. [...]

Tatsächlich waren alle diese katastrophalen Probleme, die in letzter Zeit im sozialistischen Lager und in den Ländern aufgetreten sind, mit denen wir stabile wirtschaftliche Beziehungen aufgebaut hatten und die uns dabei halfen, uns der imperialistischen Blockade zu erwehren, nicht vorhersehbar. Diese Beziehungen waren die Grundlage für die Entwicklung unseres Landes.

Auch wenn nicht der schwerste Fall eintritt, kann die Lage dennoch ziemlich schwierig werden. Welche Probleme können 1990 auftreten? Wir versuchen, sie einzuschätzen, aber es gibt vieles, was wir nicht einschätzen können. Keiner kann sagen, mit welchen Problemen wir nach 1990 konfrontiert werden. Dennoch müssen wir uns darauf einstellen, ernsthaft und entschieden diese Probleme anzupacken. [...] In keinem Fall dürfen die Bereiche beeinträchtigt werden, die für die Ernährung oder für die Entwicklung von zentraler Bedeutung sind. Es kann uns Zeit kosten, und wir wären einer sehr harten Belastungsprobe ausgesetzt, aber wir müssen das Prinzip verfolgen, nicht nur zu überleben, sondern auch unsere weitere Entwicklung zu sichern. Ich bin überzeugt davon, dass unser Volk dazu imstande ist, dieses Volk, also ihr, dieses Volk von Arbeitern, das ihr vertretet. [...]

Die Einheit von Gegenwart und Geschichte

Gestern, als ich zu den Jugendlichen sprach, dachte ich daran, und auch an unsere Geschichte. Ich dachte zurück an unseren zehnjährigen Befreiungskrieg[2]. Nirgends wurde etwas Vergleichbares vollbracht wie von unserem Volk während jener zehn Jahre im Kampf nicht nur gegen ein mächtiges spanisches Heer, sondern auch gegen jene, die in unserem Land geboren waren und sich an die Seite der Spanier schlugen. Zehn Jahre wurde der Kampf geführt ohne Schuhe, fast ohne Kleidung, ohne Munition und ohne Verpflegung. Unser Land durchlebte bereits einmal eine solche Etappe, was bewundernswert ist. Unter jenen schrecklichen Bedingungen kamen viele Menschen zu dem Schluss, dass die Weiterführung des Kampfes unmöglich sei. Trotz dieser Lage erhob Antonio Maceo als Ausdruck des unbeugsamen Willens und des Heldentums unseres Volkes nach dem Friedensvertrag von Zanjón seine Stimme in Baraguá und erklärte seine Entschlossenheit zur Fortführung des Kampfes[3].

ln diesen ungeheuer schwierigen Zeiten gab es nicht nur einen Friedensvertrag von Zanjón, sondern es gab auch den Widerstandsaufruf von Baraguá. Unsere Geschichte wurde durch Baraguá bestimmt, trotz der spanischen Armee und dem nachfolgenden Yankee-Militär. So erreichten wir eines Tages die Unabhängigkeit – nicht wegen Zanjón, sondern wegen Baraguá. Das ist die wichtige Lehre, deren besondere Erben wir sind.

So entwickelte sich der Charakter dieses Volkes und seine kämpferische Tradition aus den schwierigen und schwierigsten geschichtlichen Augenblicken. Am 10. Marz 1952[4], – erinnert Euch an die darauffolgenden Tage und Monate, als wir zu Ehren Martis mit Fackeln durch die Straßen der Stadt liefen – hatten wir kein Gewehr und keine Munition, doch dies hinderte uns nicht daran zu kämpfen. Später dann, nach dem Rückschlag im Anschluss an die Landung der „Granma“[5] hatten wir ein paar Gewehre und eine Handvoll Menschen und auch das hinderte uns nicht daran, weiterzukämpfen. Die Willenskraft von Baraguá, die Charakterstärke, niemals zu kapitulieren und nie im Kampf nachzulassen, führte zu unseren Erfolgen und machte die Revolution möglich. Mit ihr schufen wir den Sozialismus und siegten in Girón[6]. Aus ihr wuchs die Standhaftigkeit, mit der unser Volk in der Oktoberkrise[7] widerstand, nicht von der Stelle wich und immer noch mit der gleichen Festigkeit steht, ungeachtet der Atomwaffen, die auf uns gerichtet waren.

Gegen alle Dummköpfe – wir stehen weiterhin zum Marxismus-Leninismus

Wir schämen uns hier nicht, von Lenin zu reden und den Namen Lenins hochzuhalten. Während andere ihn von Straßen und Parks entfernen, Lenin-, Marx- und Engels-Denkmäler abreißen, bauen wir hier welche. Wir bauen sie nicht aus Marmor, Bronze oder Stahl, wir bauen sie mit unserem revolutionären Verhalten, mit unserem Heroismus, mit unserer Würde, aus innerster Überzeugung, indem wir mehr denn je die Fahnen des Marxismus-Leninismus, des Sozialismus und des Kommunismus hochhalten. Und mehr denn je halten wir die Namen von Martí, Maceo, Céspedes[8]‚ Agramonte[9] und der ganzen unendlichen Legion der Helden unserer Unabhängigkeit hoch. Es freut uns, zu sehen, wie in diesen Tagen das Gedenken an unsere Patrioten wiederersteht, allen voran das an Martí. Besonders freut uns die Form, in der die Kommunistische Jugend mit ihrer Zeitung arbeitet, die Wiederaufnahme der Losung „Meine Schleuder ist die Davids’”, die stete Suche in der unendlichen Fülle revolutionärer Ideen im Denken von Martí, einem Erbe, das berechtigterweise von uns in Anspruch genommen wird. Uns steht nicht nur das geistige Erbe von Menschen zu, die hier geboren wurden, sondern auch jener außerordentlichen Menschen, die in anderen Teilen der Welt geboren wurden. Eine enorme Fülle an revolutionären Ideen liegt in diesen Gedanken, die gegenwartsbezogen, die zeitgemäß sind, Banner und Lektion für alle, auch für jene, die denken, dass die Epoche ihrer größten Gültigkeit vorbei sei.

Einige Dummköpfe dort haben den Mund voll Müll genommen – ich möchte nicht sagen: voll Luft – und behaupten, dass die Etappe heroischen Kampfes vorbei sei. Was sind das nur für „Seelen in Unterhosen“ – wie Palmero sagen würde – die meinen, dass jene Etappe hinter uns liegt. Es gibt keinen Mangel an solchen Dummköpfen und Träumern, die behaupten, die Revolution könne vernichtet werden. Es fehlt nicht an Dummköpfen und Totengräbern. Sie sehen, dass die Lage ein bisschen schwierig liegt und beginnen mit ihrer Predigt: „Naja, man muss vorsichtig sein wegen der Lage der Dinge ..., man muss daran denken, ein bisschen zu reformieren.“ Was denn, bitte schön, reformieren, wenn doch die Revolution die größte und außerordentlichste Reform der Geschichte ist, weil sie alles absolut ändert. Kapitalistische Reformen? Bürgerliche Reformen? Neoliberale Reformen? Daran ist nicht im Entferntesten zu denken! Alle sollen wissen, dass die Revolution nicht einen Millimeter zurückweichen wird.

Und die Lehre daraus ist, wie ich Euch gestern erklärte: Es gibt welche, die wollen den Sozialismus mit Zugeständnissen retten. Das sind diejenigen, welche die gefräßige und monströse Mentalität des Imperialismus und der Reaktion schlecht kennen. Gibt man ihnen den Fingernagel des kleinen Fingers, verlangen sie das ganze Fingerglied; gibt man ihnen das Fingerglied, verlangen sie den ganzen Finger, gibt man ihnen den ganzen Finger, verlangen Sie die Hand. Gibt man ihnen die Hand, verlangen sie den Unterarm. Gibt man ihnen den Unterarm, verlangen sie den Arm. Und gibt man ihnen den Arm, reißen sie einem den Kopf ab.

Kann man den Sozialismus verteidigen, indem man sich erst zum Einarmigen und dann zum vollständigen Krüppel macht? Erst sollen wir die Arme verlieren, dann die Kräfte und dann andere Organe, das Herz und den Verstand. Und so sollen dann Sozialismus und revolutionäre Ideen verteidigt werden? Aufgrund dieser Erkenntnis wird die kubanische Revolution nicht einen Schritt zurückweichen.

Wir danken denen außerhalb Kubas, die wirklich beunruhigt sind und uns raten: Macht etwas, macht Veränderungen. Wir sagen: Aber ja, wir werden etwas machen und zwar etwas Revolutionäres‚ wir werden Veränderungen schaffen und zwar revolutionäre Veränderungen, und wir werden stetig revolutionäre Veränderungen schaffen, weil wir noch nicht genug davon haben. [...]

Somos Fidel – WIR sind Fidel

Tausende von Kubanern unterzeichneten im November und Dezember einen Revolutionseid, der auf einer Rede von Fidel basiert, die er im Jahre 2000 auf dem Platz der Revolution gehalten hat:

„REVOLUTION bedeutet Gefühl für den historischen Moment; bedeutet, all das zu verändern, was verändert werden muss; volle Gleichheit und Freiheit; bedeutet, wie ein menschliches Wesen behandelt zu werden und die anderen als solches zu behandeln; uns selbst durch unsere eigenen Anstrengungen zu emanzipieren; die mächtigen herrschenden Kräfte inner- und außerhalb des sozialen und nationalen Rahmens herauszufordern; die Werte, an die man glaubt, zum Preis jeden Opfers zu verteidigen. Sie bedeutet Bescheidenheit, Uneigennützigkeit, Altruismus, Solidarität und Heldenhaftigkeit; bedeutet, mit Mut, Intelligenz und Realismus zu kämpfen; niemals zu lügen und niemals ethische Prinzipien zu verletzen; und sie bedeutet die tiefe Überzeugung, dass keine Macht der Welt in der Lage ist, die Kraft der Wahrheit und der Ideen zu vernichten. Revolution bedeutet Einheit, Unabhängigkeit; bedeutet, für unsere Träume von Gerechtigkeit für Kuba und für die Welt zu kämpfen, was die Grundlage darstellt für unseren Patriotismus, unseren Sozialismus und unseren Internationalismus.“

Fidel Castro, 1.Mai 2000

Quelle: GRANMA International, Januar 2017

1 Herausgegeben von der Freundschaftsgesellschaft BRD-KUBA 1990, Übersetzung: Übersetzerkollektiv der FG BRD-KUBA

2 Gemeint ist der Befreiungskrieg des Kubanischen Volkes gegen Spanien 1868-1878

3 1878 kapitulierte die kubanische Unabhängigkeitsbewegung gegen die Spanier im Tausch für einige Zugeständnisse, die im Vertrag von Zanjón festgelegt, aber nie eingehalten wurden. Maceo protestierte bei einem Treffen mit den spanischen Generalgouverneur in Baraguá gegen diesen Vertrag und führte den Kampf weiter

4 Tag der Machtübernahme durch den kubanischen Diktator Filgencio Batista, 80 Tage vor den Wahlen. Der darauf folgende Generalstreik wurde mit Waffengewalt unterdrückt.

5 Die Landung der Yacht „Granma“ mit 80 Revolutionären an Bord war 1956 der Auftakt zum Befreiungskampf gegen den Diktator Batista. Von den 80 Kämpfern wurden bereits in den ersten Tagen bis auf 12 alle gefangen genommen und getötet.

6 Playa Girón, bei uns bekannt unter dem Namen Schweinebucht. Niederlage der USA gegen Kuba bei dem Versuch, mit Söldnern die Insel zu besetzen.

7 Oktoberkrise wird in Kuba die durch John F. Kennedy provozierte „Kubakrise“ im Oktober 1962 genannt, die bis an die Scheelle eines Atomkrieges führte.

8 Carlos Manuel de Céspedes gab 1868 das Fanal zum kubanischen Befreiungskrieg gegen die spanische Kolonialmacht, der mit Unterbrechungen bis 1898 geführt wurde.

9 Ignacio Agramonte, bedeutender General des kubanischen Befreiungskampfes

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Friedhof Santa Ifigenia in Santiago de Cuba

Friedhof Santa Ifigenia in Santiago de Cuba

In unmittelbarer Nähe der Grabstätte von Jose Marti und anderer kubanischer Revolutionäre, befindet sich der Monolith aus Granit, in dessen Innerem die Asche von Fidel ruht.

In unmittelbarer Nähe der Grabstätte von Jose Marti und anderer kubanischer Revolutionäre, befindet sich der Monolith aus Granit, in dessen Innerem die Asche von Fidel ruht.

Nach zwei Jahren Guerillakampf gegen das zahlenmäßig weit überlegene Batista-Regime siegte die Rebellenarmee unter Führung des Comandante en Jefe, Fidel Castro. Der verhasste Diktator Batista flüchtete am 1.Januar 1959.    In Erinnerung an dieses historische Ereignis, gibt es alljährlich in Kuba die „Karawane der Freiheit“, die den gleichen Weg nimmt, den die siegreichen Revolutionäre 1959 von Santiago de Cuba nach Havanna genommen haben. Der Sieg der Revolutionäre am 1.Januar 1959 gegen das Batista Regime, war die Vollendung des patriotischen Kampfes, welchen das kubanische Volk über Jahrhunderte gegen seine Unterdrücker führte.   Dies ist das Vermächtnis, welches tief und unauslöschlich im kubanischen Volk verankert ist.

Nach zwei Jahren Guerillakampf gegen das zahlenmäßig weit überlegene Batista-Regime siegte die Rebellenarmee unter Führung des Comandante en Jefe, Fidel Castro. Der verhasste Diktator Batista flüchtete am 1.Januar 1959. In Erinnerung an dieses historische Ereignis, gibt es alljährlich in Kuba die „Karawane der Freiheit“, die den gleichen Weg nimmt, den die siegreichen Revolutionäre 1959 von Santiago de Cuba nach Havanna genommen haben. Der Sieg der Revolutionäre am 1.Januar 1959 gegen das Batista Regime, war die Vollendung des patriotischen Kampfes, welchen das kubanische Volk über Jahrhunderte gegen seine Unterdrücker führte. Dies ist das Vermächtnis, welches tief und unauslöschlich im kubanischen Volk verankert ist.

„Ich glaube, dass die erste und heiligste Pflicht jedes Revolutionärs die Fähigkeit ist, jedweden Fehler, den man begangen hat, einzugestehen“   Fidel

„Ich glaube, dass die erste und heiligste Pflicht jedes Revolutionärs die Fähigkeit ist, jedweden Fehler, den man begangen hat, einzugestehen“ Fidel

„Das Werk des Kommandanten wird von uns fortgeführt werden“

„Das Werk des Kommandanten wird von uns fortgeführt werden“