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Gedicht

Heute zwischen Gestern und Morgen


Wie Gestern und Morgen

sich mächtig vermischen!

Hier ein Stuhl – da ein Stuhl –

und wir immer dazwischen!

Liebliche Veilchen im März –

Nicht mehr.

Proletarier-Staat mit Herz –

Noch nicht.

Noch ist es nicht so weit.

Denn wir leben –

denn wir leben

in einer Übergangszeit –!


Geplappertes A – B – C

bei den alten Semestern.

Fraternité – Liberté –

ist das von gestern?

Festgefügtes Gebot?

Nicht mehr.

Flattert die Fahne rot?

Noch nicht.

Noch ist es nicht so weit.

Denn wir leben –

denn wir leben

in einer Übergangszeit –!


Antwort auf Fragen

wollen alle dir geben.

Du mußt es tragen: ungesichertes Leben.

Kreuz und rasselnder Ruhm –

Nicht mehr.

Befreiendes Menschentum –

Noch nicht.

Noch ist es nicht so weit.

Denn wir leben –

denn wir leben

in einer Übergangszeit –!



Kurt Tucholsky (Theobald Tiger)

Die Weltbühne, 31.5.1932, Nr. 22, S. 831

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